Manchmal können Businesstrips auch wirklich angenehm sein. So wie diesmal. Mit LH auf 83k im upper deck der 20 Jahre alten 747 geht es zuerst nach Seattle zum Umsteigen. Es wäre zugegeben langweilig im Detail das F&B Programm der Lufthansa zu beschreiben, deshalb wähle ich nur Vorspeisen, aber auch die sind bescheiden ausgeführt. Roastbeef so grau, obwohl die Karte „medium“ anpreist. Forellenfilet geräuchert, die 80er lassen grüssen und dann noch der ausgelaufene Käse, modernes zeitgemässes Catering sieht etwas anders aus. Die Inflightcrew macht einen herausragenden Job und die ausbaubare Foodqualität fast wieder wett. Unter dem Strich ein angenehmer Flug ohne kulinarische highlights, welche so auch nicht wirklich erwartet worden sind.
In Portland angekommen geht es mit der sehr guten öffentlichen Zuganbindung in die Innenstadt. Unterkunft ist das Sentinel Hotel, eine historische Luxusunterkunft, downtown. Hier hat schon Präsident Obama genächtigt, Filme wurden gedreht, mich interessiert nach einem kurzen Rundgang nur noch mein Bett, um Schlaf nachzuholen. Portland liegt 9 Stunden hinter Europa, da es ein Tagesflug war mit wenig Schlaf, ist bei einer Ankunftszeit um den Mittag herum, ein erhöhtes Pensum und Durchhaltevermögen gefragt, um nicht mitten in der Nacht senkrecht im Bett zu sitzen.
Am nächsten Tag erwartet mich ein networking Dinner mit angesagten Chefs aus der Stadt und ihrer Umgebung. Es ist ein blogger event, angereiste „foodies und blogger“ nehmen trendige Kreationen in Augenschein.
Ich muss zugeben das die einzelnen Gänge alle mit viel Passion, Emotion und Inspiration entwickelt und umgesetzt werden, aber erst der nächste Abend in Minneapolis ist einer vor dem ich die „Chefs Haube“ ziehe. Zurück in Portland. Der Aperitif ist ein Mix aus 8 Zutaten, Ingwer, Jamaican Bitter, Gochujang Sirup, Gin, Cyans, Zimt und Wachholderbeeren, „underground-Ingwer“ (was auch immer das sein mag?) Mir fällt ein Rating schwer, vielleicht bin ich auch nicht ausreichend qualifiziert wenn es um die Bar geht, aber ich weiss das es mich geschmacklich nicht erreicht.
Nach dem Apero kommt die Auster, eingelegt in ume kumamato, mit einem Pilz, Miso Butter, geräucherten Forellen Kaviar und viel zu viel Mirin-dashi Sabayon. Zur Einordnung dieses Ganges sei gesagt, es sind viele Zutaten und der Fokus geht in Ansätzen verloren.
Meine Zusammenfassung ist durch alle Gänge hinweg, dass ich das Gefühl nicht los werde, weniger ist mehr! Die Pacific Northwest Cuisine sagt mir heute einfach nicht zu, vielleicht bin ich auch Zeitzonen lädiert, mein Gaumen gestresst?
Tag 2 bringt mich nach Minneapolis. Das Highlight ist nicht das dortige Hilton Hotel, sondern dinner @ „SPOON and STABLE“ – amerikanische Küche von Rang. Das Restaurant ist eine auf Anhieb sympathische location, modern, hohe Betondecken, offene Küche, große Bar, gutem Service, hochwertigen Essen, tollen Drinks. Alles zusammen macht es den Aufenthalt wertvoll und ist eine echte Entspannung. Herauszuheben ist „glazed Pork, mit Brunnenkresse, Chili und Erdnüssen. Die Kruste und Marinade harmonieren im Biss mit der Tamarinde, sowie dem darunter liegenden butterzarten sous-vide gegarten Fleisch. Der Whisky Sour als Apero, die Garganelli, die Forelle, alles Gänge die top gekocht und durchdacht sind, mit erheblich weniger Zutaten als einen Tag zuvor.
Die finale Destination ist Atlanta. Ein gutes Steak gibt es immer bei „Capital Grille“, der Zuschnitt meiner Wahl ist immer ein Rib Eye, einfach eine ausgeglichene Komposition von Fett und marmorierten Muskelfleisch. Eine weitere location ist „Rumi´s Kitchen“, ein Persian Restaurant, in welches ich zugegebener Weise nicht allzu oft hineinlaufe. Viel Joghurt, Gewürze, Kichererbsen bestimmen hier das Menu.
Das Rack of Lamb mit Safran, Rosmarin, Knoblauch, Linsen und mit Rosinen gespickter Basmati Reis, bleiben in bester Erinnerung. Die Weinkarte bietet viele amerikanische Gewächse, welche von hoher Qualität sind.
Nach soviel Genuss geht es recht nüchtern in der Premium Economy Class zurück nach Europa, was hier serviert wird entfällt in die Kategorie, „nichts verpasst“.
Fazit: überall wird gut bis sehr gut gekocht – welche eine leckere Erkenntnis.
Bis zum nächsten Report,
Euer
Christian