Gasthaus zur Schranne:
Dieses Gasthaus ist ein Traum von Tradition. Nicht nur das was auf die Teller kommt, auch baulich! Als ehemaliger Umschlagplatz von Getreide wurde es 1610 erbaut und 1984 zu dem was es heute ist ein Baudenkmal, dass zünftige bayerische Küche auf gut bürgerlichen Niveau auf die Teller bringt. Egal ob ein schmackhaftes Hirschgulasch, Schnitzel vom Kalb, Zwiebelrostbraten oder zum Dessert den karamellisierten Kaiserschmarrn. Im Sommer sitzt man gemütlich im Biergarten, zischt ein „Helles“ und hört der Blasmusik zu, regionaler gehts fast nicht!
Fazit: Eine glatte 2+ für herzlichen Service, gute Produktqualität und Authentizität. Danke!
4Eck:
Hier hat man sich entschieden eine gehobene regionale Küche anzubieten. Das 4Eck empfiehlt sich als „lässiges Lifestyle & Fine Dining Restaurant“ was dann tatsächlich vor Ort auch so anzutreffen ist. Der Service agiert auf einem sehr hohen, gebildeten Niveau, die Küche bringt sehr gute Produkte und viel Handwerklichkeit auf die Teller. Zugegeben hat das seinen Preis! A la carte Hauptgänge in der Range von 40-55 Euro sind auch in der Portionsgröße leider etwas zu wenig und erinnern an das Menü. Sicherlich kosten regionale Produkte mehr als Fleischstücke aus der Massentierhaltung, dass soll auch so sein, nur wenn dann die Portion so ausfällt, als ob man 6-7 Gänge isst, dann passt hier was nicht. Hinzuzurechnen ist auch noch eine Beilage mit 5 Euro, was die Hauptangwahl dann schnell auf bis zu 60 Euro katapultieren kann. Sicherlich gibt es einen Küchengruß vorab, etwas lokales Brot und zum Abschluss eine ca.11 g große Ganache-Praline, aber so wirklich stimmig erscheint es an diesem Abend nicht, um das vorweg zu nehmen.
Das Tatar vom Farchanter Charolais Rind mit Quitte und Urkarotte ist geschmacklich gut balanciert und passt zum Sauvignon Blanc vom Weingut Leberl aus Österreich. Der Pasta Hauptgang, eine gut gekochte Caramelle mit Steinpilzen ist dann eher eine kalte Dusche. Sicherlich nicht geschmacklich, aber bei 3-4 kleinen Stücken Steinpilz und 4 „Nudelbonbons“ für 39 Euro ist man wieder im Menü-Modus. Es ist für mich ein „Rückfall in die alte 80er Jahre Sterneküche“ mit ihren damaligen Proportionen. Das gleiche erfährt man beim Lamm (Bild). Es kommt ebenfalls vom Bauern um die Ecke, aus dem Werdenfelser Land, ist sehr gut gegart und zart. Mit ca. 110 g gegarter Ware ist es so was von weit weg in Sachen Hauptgang Portion, dass dann halt nur wenig Freude aufkommt. Nicht das man wirklich hungrig hineinläuft, was übrigens so gut wie nie in unseren Breitengraden der Fall ist, aber mit 44 Euro ist das am Markt vorbei gestaltet. Dazu gibt es 3 Ecken rohe (!) Feige, ein paar Zwiebeln und Schüttelbrot. Auf die höfliche Rückmeldung reagiert die Chefin mit wenig Verständnis, erläuterte stringent Ihre Philosophie von guten Lebensmitteln und fairen Löhnen herunter, es scheint nicht wirklich das Feedback reflektiert wird. Schade!
Fazit: Hohe Servicequalität, tolle Produktqualitäten für Top Preise, ohne Michelin Stern wohlgemerkt. Unter dem Strich darf man das Preis-Leistungsverhältnis in Frage stellen und die Erinnerung an Zeiten aus der Nouvelle Cuisine werden wieder wach, als unter der Cloche die Erbse zum Vorschein kam. 3+
Landgasthof Brommer in Röhrmoos:
Zugegen der Ort liegt nicht in Garmisch, sondern 35 Minuten nördlich von München. Die Familie Brommer betreibt seit 1897 den Gasthof und hat diesen über Generationen weitergegeben. Zudem werden ein paar Gästezimmer angeboten, um den einen oder anderen Spaziergang über mehrere Tage im Dachauer Hinterland zu genießen. Was auf die Teller kommt ist das komplette Gegenteil vom 4Eck in Garmisch, wenn es um das berühmte Preis- Leistungsverhältnis geht. Zarter Lammrücken in der Kräuterkruste aus Schottland mit einem Kartoffelgratin, Speckbohnen und eine konzentrierte dunkle Jus (28,9 Euro). Die halbe Ente mit Blaukraut ist knusprig und wird begleitet von Kartoffelknödeln (26,9 Euro). Der Lachs mit Safran Sauce und Tagliatelle ist geschmacklich sehr gut strukturiert (27,90 Euro), zugegeben ist er nicht so saisonal mit dem Ratatouille Gemüse. Die Regionalität ist hier anders interpretiert, größtenteils auf Rezept-Ebene, nur sind Proportionen und Preise im Einklang und auch hier kann von „billig“ keine Rede sein.
Fazit: Ein Gasthof wie man sich ihn wünscht, soviel ist sicher. Der über 70 jährige Senior steht noch selbst hinter dem Herd und hat ständig das Auge auf der hohen Produktqualität. 2+