17 Tage imponierende Eindrücke, so könnte das erste Fazit nach den ersten Stunden zurück in Frankfurt lauten.
Vor allem Indien steckt einem von den Eindrücken her noch „in den Knochen“, aber nun mal der Reihe nach. Es gibt immer einige Möglichkeiten von „A nach B“ zu kommen, diesmal fiel die Entscheidung auf Lufthansa. Für 105 000 Meilen, geht es in der aktuellen First auf 2 A nach Hongkong. Die Bahnfahrt an das Terminal, welches von Do&Co gecartert wird und über eine unfassbare Auswahl an guten Weinen, Spirits und kulinarischen highlights verfügt, ist von Mainz aus kurzweilig. Was das Thema Lounge angeht ist das First Class Terminal seit meinem ersten Besuch in 2010 immer noch auf einem 5 Sterne Hyatt Niveau-allerdings eher klassisch, weniger innovativ.
Nach 11 Stunden Flugzeit landet die 747-8 in Hongkong (HKG). Allerdings nicht mehr so spektakulär wie noch bis zum 6.Juli 1998, als die Maschinen über die Wäscheleinen der Wohnungen hinweg im Sinkflug in Kai Tak heruntergekommen sind. Die Express Verbindung bringt Ankömmlinge in nur 26 Minuten via Kowloon zur Hongkong Station auf dem gleichnamigen Island. Zu empfehlen, neben der Ritz Carlton Gastronomie im Financial Tower, ist die Peninsula Bar „28“. Von dort aus genießt man einen traumhaften Blick bei Nacht und Tag, auf die fahrenden Star Ferries sowie die Hochhäuser von Hongkong Island. Das „The Principal“, welches mit 2 Sternen im Guide Michelin Hongkong & Macau ausgezeichnet worden ist, steht auch auf meiner Besuchsliste. Dort lässt sich vor allem der signature dish, dass „63 Grad Ei“-Parmentier als Espuma serviert genießen. Die Steinpilze, knuspriger Iberico Schinken und Erbsen sind eine Verkostung ebenfalls wert. Alleine die Konsistenz dieses bei maximal 63 Grad gegarten Ei ist Weltklasse. Die Neuinterpretation von „Parmentier“, also einem altehrwürdigen Hackfleisch Auflauf, der geschmacklich als Espuma serviert wird, ist von großer Perfektion. An dieser Stelle muss ich mich einmal „outen“ als Fan von Klassikern, die neu interpretiert werden. Aber auch „casual“ Adressen wie das „Aberdeen Street Social“ in besagter Straße, mit Burgern aus dry aged beef finden Anklang bei den locals. Insgesamt bietet die Megametropole alles und mehr was das kulinarische Herz begehrt. Augen auf, den gerade an Verkehrsknotenpunkten und Shopping Malls bilden sich immer wieder neue Trends und qualitativ gutes „fast (good) food“ ist im Angebot. Die Auswahl an authentischer Küche ist enorm, vielfältig und schmackhaft.
Als Budgetunterkunft (für HKG Verhältnisse) empfiehlt sich das „OZO Hotel“. Es liegt verkehrsgünstig zu downtown Hongkong Island, zu den Star Ferries und zum Verkehrsknotenpunkt „admiralty station“. Der Zugang von hier ist bequem, sicher und komfortabel mit der tube. Ebenfalls um die Ecke ist die St.John Kirche, ein schöner Kontrast zwischen alt und neu, der Vogelpark sowie die berühmte „Victoria Tram“ auf den gleichnamigen Hügel, mit der spektakulären Sicht über die Stadt. Im Februar kann es etwas „foggy“ sein, was einen nicht daran hindern sollte mal die Schweizer Bergbahn und Ihre Präzision zu erleben.
Die letzte von 3 Nächten im Ritz-Carlton, bei 400 Euro Einstiegspreis jeden Eurocent wert! Peter Find, eine waschechter Hesse aus Fulda und Hongkonger zugleich, führt durch die verschiedenen Stationen des Hotels, inklusive der OZone Bar, wo jeden Abend ein DJ für die richtigen beats zum Cocktail sorgt. Den spektakulären integrierten Pool & Spa Area im 117.Stock sowie der Business Club, welcher täglich 5 verschiedene Snack Konzepte offeriert, sind bei den engen Raumverhältnissen beeindruckend. Das zusammengestellte Mittagessen im mit 2 Sternen ausgezeichneten „Tin Lung Heen“ ist von besonderer Güte und „Cantonese Style“. Ein Traum ist der ultra knusprige Schweinebauch, die mit Shrimps gefüllten „Har kau“ dumplings oder auch der „turnip fritter.“
An eine Sache werde ich mich allerdings in der asiatischen Küche nie gewöhnen, die glibbrigen Soßen, welche mit Stärke gebunden werden und der oft als definierte „Glutamat“ Geschmack. Aber können mehr als 1 Milliarde Chinesen diesbezüglich wirklich irren? Hierzulande sind diese Geschmacksnoten verpönt und mit der neuen Allergenkennzeichung ist daran nicht mehr zu denken. Der Einsatz obliegt den Asiaten, der kritische Blick wohl uns Europäern.
Auf den Fluren des Restaurants ist hinter temperierten Glas der Weinkeller integriert. Hier fährt keiner mehr vom 102. Stock für eine Flasche Chateau Margaux oder Lafite in den „Keller“. Mein Menu wird begleitet von grünen Tee, wie mir der Kellern versichert gut für die Verdauung und Anregung des Apetitts.
Am nächsten Tag steht Bangkok an. Auch so eine Metropole die niemals schläft! Voller Trends, tollen Bars, Topgastronomie, guten Hotels zu bezahlbaren Preisen und von einer Airline angeflogen die zum Überholen in der Welt der Großen angesetzt hat – Emirates. Vermutlich ist es auch kein Geheimnis mehr das der Flug von Hongkong nach Bangkok mit besagter Airline der günstigste First Class Flug, in einer Suite im A 380, der Welt ist. Die 2 Stunden und 45 Minuten lassen sich hervorragend bei Musik, ausgewählten Weinen, Wolfsbarsch und einer Dusche in 12000 Metern Höhe verbringen, ohne das man dafür auch nur annähernd einen vierstelligen Betrag für ausgeben müsste. Mein Tipp beim Buchen gleich ein Economy Return ausstellen lassen, dies ist billiger als ein „oneway“, auch wenn kein Rückflug in Anspruch genommen wird.
Somit ist die Landung in Bangkok „soft“ und per Taxi geht es ins Hotel. Bangkok begeistert durch seine Gastronomie und das ganze Land vibriert nur so vor Kulinarik! Vielleicht ist es neben Vietnam das Land in Süd-Ost Asien, welches den höchsten Standard auf diesem Gebiet mitbringt. Kein Wunder bei der Fülle an Zutaten, von Kokosmilch, über 2500 Kilometern Küstenlinie für frisches seafood, den berühmten Thai Curries bis hin zur fermentierten Fischsoße, bietet das Land alles für eine ausgewogene und leckere bis raffinierte Küche. Katzen, Hunde oder sogar Tigerpenis, wie teilweise in China, kommen hier nicht auf die Karte.
Auch immer wieder attraktiv das Mandarin Oriental, wo man direkt unten am Fluss sitzt ohne gleich Hotelgast zu sein. Dabei lassen sich die vorbei fahrenden Dschunken bei guten Essen beobachten, den hauseigenen Service zur anderen Seite des Ufers oder zum nahegelegenen Shangri-La Hotel kostenfrei nutzen, um dann anschließend eine Zigarre zu genießen oder in die hauseigenen Bar zu wechseln, welche mit schweren Ledersesseln eingerichtet ist und mehrmals wöchentlich live Jazz bietet.
Eine exzellent location ist die Skybar im Lebua State Tower – eine von vielen Rooftop bars in BKK. Aussicht wohin das Auge reicht, viel Bier wird hier allerdings von wenigen getrunken, bei 15 Euro für 0.33 L hält sich der Durst bei tropischen Temperaturen in Grenzen. Wer den Blick kostenfrei genießen will kann dies auch tun, einfach gut gedresst den Fahrstuhl zum Toplevel nehmen und sich am Personal vorbei schlengeln. Oder gleich rechts aus dem Lift kommend in die Toilette abbiegen und dann mit einer gewissen Selbstverständlichkeit am „Staatsempfang“ der Hotelangestellten vorbeigehen. Location macht für Cocktails um 18.00 Uhr auf.
Abflug nach CCU – Kalkutta oder auch Kolkata genannt dieser Tage, die einstige Hauptstadt Indiens während der Kolonialzeit. Diese hat ihre Spuren hinterlassen in vielen Bauwerken der Stadt. Die Engländer sind zwar nach der Befreiung durch „Gandhi“ 1947 abgezogen, aber viele Ihre Klinker Bauwerke wie die Howrah Station (Bahnhof) oder das Writersbuildung sind geblieben. Was einst Mutter Teresa vollbrachte tut heute Dr.Monika Golembiewski von der „shining eyes e.v.“ auf Ihre Weise in Shantiniketan/Bolpur. Dort hat Sie und Ihr Verein in den letzten 4 Jahren ein Mutter- und Kinderkrankenhaus aufgebaut und Ihr sozioökonomisches Projekt teilt sich auf in: Ernährungsprogamme – Tubekulose – Waschhäuser/Toiletten – Schwangerschaftsvorsorge – Entenzucht – Dorfbäckerei – Solaranlage
Eine umfassende und imponierende Lebensaufgabe für Dr. Monika und Ihr Team ist es, den Kindern und ihren Müttern aus teilweise Ausweg- und alternativlosen Situationen zu helfen. Man muss dazu sagen das Sie schon seit 18 Jahren vor Ort tätig ist und nun durch die Schwiegertochter Silvia weiter Unterstützung erfährt. Ich unterstützte, consulte ein wenig bei der aktuellen Küchensituation, koche ein Gemüse – Linsengericht und fahre mit auf die Dörfer, wo die Zeit zum Ende des 18.Jahrhunderts stehengeblieben zu sein scheint. Auch als „fundraiser“ betätige ich mich, das feedback aus Deutschland ist bis dahin eher ernüchternd.
Sehr beeindruckend wenn man zum ersten Mal nach Indien kommt, ist das vermeintliche Chaos, Ochsenkarren, Fahrradfahrer, Rikschas, Autos, Fußgänger und weitere Tierarten (Affen oder Hunde) es findet sich einfach alles auf der Strasse, egal ob 4 spuriger highway oder die ungeteerte Dorfstrasse.
Zurück in Kolkata im Oberoi Grand ist es eine komplett andere Welt. Ein Hotel im alten Stil, Kolonialgebäude, Rückzugsort, großer Süsswasser Pool umrandet von Palmen, mit einem Balkon ausgestattetes Zimmer und von den Sorgen auf dem Land oder in der Stadt nichts zu spüren. Allerdings beim Thema „Sir“ könnten die Inder ein wenig reduzieren. Egal ob im Taxi, bei einem Ausflug, im Geschäft oder im Hotel, überall ist man ein „Sir“! Sir „gehört“ dem Adel, bei der vorhanden Häufigkeit fühlt man sich nicht mehr geschmeichelt und hat es insgesamt etwas „inflationäres“. Die Unterkunft ist eine Oase in der verrücktesten von mir jemals gesehenen City, welche direkt hinter den dicken Mauern des Hotels beginnt! Mit geschätzten 16 Millionen Einwohnern, die teilweise auf Stromkästen, in Parks, am Straßenrand im überall sichtbaren Müll, aber natürlich auch in Wohnungen leben und schlafen, ein absolut nachhallendes Erlebnis, wie der nächste Stop, New Delhi.
Abflug mit Air India, im Dreamliner, der Boeing 787, eine mit Verbundstoffen und dadurch leichteren spritsparenden Version eines Flugzeugs. Die Fenster sind in der Tat größer designed, eine Abblende gibt es auch nicht mehr, dies geschieht durch „abdimmen“ und per Knopfdruck. Allerdings ist für mich Airbus immer noch führend beim Thema „Kabinengeräusche“, hier ist der Dreamliner gefühlt zu laut. Der Service ist zuvorkommend und der Flug mit 2 Stunden und 20 Minuten kurzweilig. Am Rande sei erwähnt das der Flieger um 2 Stunden und 40 Minuten verspätet ist, – „incredible India“ halt und Flugverspätungen anscheinend zum Alltag gehören, wenn man der Anzeigetafel Glauben schenken mag.
New Delhi! Der erste Eindruck ist schon „etwas aufgeräumter“. Diesmal eine Budget Unterkunft, 55 Euro 2 Nächte! Allerdings ist das Hotel auch nicht mehr wert – „Krishna“, Zimmer direkt an der Strasse und wer mal vor Ort war, weiss was das heißt! Dauerhupen ist hier Volkssport und trotz Ohropax ist an Schlaf nicht zu denken.
„Die Abwechslung ist wichtig! Bandbreite zu erleben, von luxury to basic, zwischenmenschliche Begegnungen, Kulturen, geographische Eindrücke und Kulinarik, machen das Reisen so spannend!“
Nadeem ist mein Reiseführer für die nächsten 2 Tage zum Taj Mahal, Fort Agra, Delhi. Er nennt mich einen „true traveller“ – wenigstens mal kein „Sir“ – Danke! Der Taj hat schon etwas Besonderes. Ganz aus Marmor gebaut der Liebe wegen, ist beeindruckend und 22 Jahre Bauzeit für ein Grab hat schon Pyramiden Verhältnisse. Fort Agra ist ebenso imposant, mit Burggraben, nur das hier im gefluteten Zustand einige Krokodile darin schwimmten, Angreiferender auf den Taj wollte man zur damaligen Zeit erst Recht nicht sein! Apropos Tierwelt, es fauchen mich 3 Affen an, da ich nicht in der Gruppe unterwegs bin und mein „guide“ sich eine Pause gönnt, stehe ich ganz schön alleine da. Eine Wasserflasche ist die einzige Verteidigung und gepaart mit einem „Kraftausdruck“ aus meinen Munde schlage ich sie in die Flucht. Affenbisse auf die letzten 2 Tage sind nicht unbedingt ein Ziel, zumal man hier nicht weiss ob auch die Tollwut im Spiel ist!?
Die 2.Nacht im „harry-crazy krishna“ Hotel ist etwas angenehmer da eine Verlegung in die letzte Ecke zum Hinterhof stattgefunden hat und plötzlich spiegeln 27.5 Euro auch einen Gegenwert da, nämlich Schlaf.
2. Tag Delhi – City Chaos, Gewürze, Denkmäler, Regierungsviertel, gutes Essen, größte Moschee Indiens, wo bis zu 25000 Pilger Platz finden und ein eindrucksvolles Gebäude mitten im alten Delhi. Zwischen dem Verkehrschaos das heute schon herrscht ist es unvorstellbar was hier los ist, wenn noch besagte 25000 anreisen!? In Indien fühlt man sich ab und an wie auf einem großen Parkplatz, weil auf der Strasse alles irgendwie nicht vorankommt, ja ein gewisses Dauerstehen der diversen Fortbewegungsmittel ist ein ganz großer Teil der „Infrastruktur“. Hier spielt auch die Ungeduld dieses Volkes eine gewichtige Rolle, deshalb gibt es ähnlich wie in anderen Ländern Sekundenanzeigen an großen Verkehrskreuzungen, wie lange die Ampel entweder auf grün oder rot noch steht. Beim Gewürzhändler werde ich gleich auf einen prominenten deutschen Fernsehkoch hingewiesen – Alfons Schuhbeck – welcher vor mir hier war. Na gut bei dem vorhanden Altersvorsprung sei das dem Kollegen gestattet und als ich mich bei Ihm via „whats app“ melde wünscht er noch viel Spaß mit den „Gewürzgurus“. Ich kaufe einen unglaublich fruchtig duftenden Mangotee und eine Gewürzmischung zum Fleisch marinieren, die aus 16 verschiedenen Grundgewürzen besteht.
So langsam neigt sich der Aufenthalt dem Ende entgegen und die vielschichtigen Eindrücke meiner Indienreise werde wohl sehr lange vorhalten, da dieses Chaos von Verkehr, Armut, Müllproblemen und den vorhandenen Menschenmassen nochmals aufzeigt, welchen unfassbaren Wohlstand ein europäisches Land wie Deutschland genießt.
Der Rückflug mit LH 761 geht um 3:30 morgens „raus“ und die A 380 „curised“ sehr angenehm via Pakistan, Afghanistan, Russland und Polen nach Deutschland . Die Bestuhlung ist betont hanseatisch (Deutsche Lufthansa) und schon hier begegnet mir die Effizienz und Wirtschaftlichkeit, welche uns Deutsche so erfolgreich macht.
Allzeit eine gute Reise!
Euer
Christian