Die Rückreise:
….mit der schweizer National-Airline Swiss (LX) findet in der Business Class statt. Das Fluggerät ist eine Boeing 777-300er mit bis zu 320 Passagieren. Die Konfiguration teilt sich in 8 First Class, 62 Business, 24 Premium- und 226 Economy Sitze ein. Dabei sind 10 Business Class Sitze im sogenannten „Stübli“, also einer viel kleineren Einheit angeordnet, die restlichen 52 dieser Reiseklasse sind hinter der 2.Eingangstür verbaut worden. Zudem genießt man auf 4 J und K mehr Beinfreiheit durch den sogenannten „bulkhead“. Da vor diesen Sitzen die Abtrennung zur First Class sich befindet, ergibt sich keine Reduzierung in der Beinfreiheit. Da es sich um einen Nachtflug handelt, die Maschine verlässt das Gate in Miami gegen 21:00 Uhr, ist ein wenig mehr Platz und die Möglichkeit zusammen zu sitzen sehr willkommen.
Der Check-IN, die Lounge und das Boarding:
Als Statusmitglied der Lufthansa und der Star Alliance lässt sich entweder am Business- oder First Class Schalter einchecken. Das funktioniert auch hier….Für Star Alliance Gold Mitglieder gibt es sogar eine Fast Lane, allerdings mündet dieses am heutigen Tag dann in die allgemeine Kontrolle, so daß der Vorteil nur in gewisser Weise einer ist.
Nach der Sicherheitskontrolle steht der Lounge Besuch an. In Miami wird dieser von einem Partner angeboten, in dem Fall von Turkish Airlines und Latam. Sie ist täglich von 5:00 Uhr bis 22:00 Uhr geöffnet, bietet neben dem F&B Angebot auch die Option zu Duschen oder für Geschäftsreisende die Meeting Räume. Allerdings ist diese im Abschnitt D gelegen und ist auch die einzige Star Alliance Lounge für den gesamten Verbund. Obwohl Priorty Pass Inhaber vom Prinzip her auch Zugang haben, ist diese immer sehr gut besucht, so dass schlussendlich die Zugangsberechtigung für Passinhaber entfällt. Es können schlussendlich nur Business- & First Class Passagiere eintreten die über ein Ticket am gleichen Tag verfügen.
Die Essensauswahl ist entsprechend Turkish angehaucht und kommt im Buffetstyle attraktiv angerichtet daher. Viel frisches und geschältes Obst, Hummus, Salat mit diversen Toppings, Couscous und auch Sandwiches stehen zur Wahl. An der Bar werden die alkoholischen Getränke ausgegeben, von Gin Tonic über Aperol Spritz oder einem Glas Wein. Leider fehlen der Lounge ein paar Stromanschlüsse am Sitz für die moderne und mobile Gesellschaft. Das Duschzimmer hingegen ist, obwohl auch schon ein paar Jahre alt, grosszügig und hält eine willkommene Erfrischung parat nach einem langen Tag bei mehr als 25 Grad.
Das Boarding:
Verläuft leider mit etwas Verzögerung. Die Crew war anscheinend im Stau und wo keine Piloten da auch kein take-off. Mit gut 30 Minuten delay geht es dann an Bord, der Flieger ist gut gebucht und die Boeing 777 hat ähnlich wie der A 330 ein „Stübli“, also eine kleine Sektion an Sitzen direkt hinter der First Class udn vor der Galley. Da der Flugzeugrumpf doch um einiges breiter als beim Airbus ist, bietet sich auch in der Sitzanordnung nebeneinander etwas mehr an Bewegungsraum. Auch wenn man bis heute bei einem Nachflug am Fenster sitzend über den Fluggast am Gang drüber steigen muss, ist dies doch um einiges angenehmer als im A 330. Hinzu kommt der sogeannte Bulkhead-Sitz, welcher direkt vor der Trennwand zur First Class positioniert ist, was deutlich mehr an Fußraum in der Liegeposition ermöglicht.
Der Flug und das F&B Programm:
Als Willkommensgetränk gibt es ein Glas vom guten Jacquart Champagner, non-vintage und die Menükarten werden ausgeteilt. Ist erstmal die Flughöhe erreicht geht es auch schon mit dem Abendessen los. Wenn man gegen 22:00 über dem Atlantik ist möchte der allgemeine Fluggast dann auch nicht mehr lange warten. Die Swiss bietet als Vorspeise entweder eine geräucherte Entenbrust mit grünen Bohnen an, meine Entscheidung ist der Couscous-Salat mit Minz-Limetten-Dressing und Butternutkürbis. Dazu empfehle ich den Cuveé aus der Champagne oder den gut schmeckenden 2023er Eau de Provence, also einen Rosé Wein. Weitere Optionen sind ein vor Holz strotzender Chardonnay aus dem Columbia Valley oder der Terra Joya aus dem Valais.
Der Hauptgang liest sich zumindest in der Speisekarte als gewagt. Ein kurzgebratenes Kalbskotlett mit Thymian-Demi-Glace, Kartoffel-Waldpilz-Ragout mit Speck, Karotten und Baby-Zucchetti. Warum gewagt fragt sich der allgemeine Leser vielleicht? Wer ein Stück vom Kalb am Knochen serviert, der weiß das die Kalibrierung, sprich die Größe eigentlich nur schwer auf den Teller passt. Das mag beim Kalb noch gehen, ist allerdings von der optischen Proportion mit dem Knochen etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch für dieses Restaurant-Segment mal innovativ. Wie fast alle Produkte in der Luft ist es auch gut durchgegart, dass ist in gewisser Weise auch nachvollziehbar, weil die Produktsicherheit in diesen Sphären die Maxime schlechthin ist und auch sein muss. Als Weinbegleitung passt ebenfalls der Rose aus der Provence, auch wenn der rote Traubensaft aus dem Bordeaux, dem Chateau Faugéres 2016, durchaus ein Jahrgang ist der richtig temperiert zu überzeugen weiß. Desweiteren komplementiert das Gut „Hess“ von der Nordküste in Kalifornien mit einem Cabernet Sauvignon, sowie ein Schweizer Tropfen die Karte.
Abrunden tut den ersten Service eine internationale und schweizer Käseauswahl wer im salzigen Bereich bleiben möchte oder ein Carameldessert.
Der 2.Service oder auch das Frühstück ist klassisch „continental“ plus eine Eierspeise. Schon bevor die Nacht gestartet ist kann man auswählen ob man dafür überhaupt geweckt werden möchte oder die getroffene vorab Wahl aufgetischt wird.
Der Sitz, der Amenity Kit und die Ankunft:
Der Sitz ist was er ist um das mal vorweg zu schicken. Er ist in Nuancen besser als die aktuelle Lufthansa Business Class. Was beiden Sitzen fehlt ist eine gewisse Privatsphäre, auch bei Nachtflügen eine weiche Unterlage, um nicht gleich von einer Matratze zu sprechen. Im Schulterbereich fehlt ihm eine gewisse Breite, der bei uns vorgefundene breitere Fußbereich (bulkhead) ist allerdings ein Vorteil, auch wenn er nicht an anderen Sitzen vorzufinden ist. Der Amenity Kit, also der Kulturbeutel, hat alles was es braucht, von der Zahnbürste über Socken oder eine Augenklappe. Er kommt in einer stylischen Metallbox von Victorinox und wird second-hand im Internet für um die 20 Euro versteigert. Die Ankunft ist dann trotz verspäteten Abflugs einigermaßen pünktlich so das sich der Anschlussflug nach Düsseldorf inklusive der anstehende Passkontrolle und Terminalwechsels ohne Stress erledigen lässt.
Fazit:
Auch bei Swiss besteht ein gewisser Handlungsbedarf. Nordatlantik Strecken werden mittlerweile durch bessere Hardware Produkte in der Business Class betrieben. Hier sind Air France, British Airways aber auch eine TAP vorbei gezogen. Sicherlich ist dies von Verbindung zu Verbindung nochmals abweichend, aber auch der bei LH geplante Allegris Sitz soll die Swiss qualitativ auf Kurs bringen oder halten. Der F&B Bereich ist meiner Meinung schlechter geworden und auch die Aufmerksamkeit des Servicepersonals. Zudem war die Crew für einen Nachtflug bei ihrer Arbeit in der Galley/Küche doch recht laut.
Vielleicht war es einfach nur Pech und die Tagesform stimmte nicht, aber der Lufthansa Konzern sollte unbedingt etwas in die Mitarbeitermotivation investieren.
Euer Christian