Der Plan:
LX ist die Abkürzung für Swiss, der National-Airline der Schweiz, die seit vielen Jahren zum Lufthansa Konzern gehört. Und der Plan, er war zugegeben ein anderer, es sollte mit Turkish Airlines via Istanbul nach Hongkong gehen. Als dann wenige Tage vor Abflug noch einen Sitz in der Swiss First Class frei war, was nicht allzu oft vorkommt, änderte ich meine Meinung und buchte diese. First hat wie der Wortlaut es auch schon sagt, immer Vorrang, es ist zudem im Gegenwert immer die beste Möglichkeit Meilen einzustauschen. Als Beispiel möchte ich anfügen, dass ein Oneway in besagter Klasse über 9000 Euro kostet. Ja richtig ein stolzer Betrag den vermutlich auch nur wenige Menschen bezahlen. 111000 Meilen plus 347 Euro haben einen realen Gegenwert von ca. 1500 Euro und sind somit durchaus ein Schnäppchen!
Der Zubringer Flug:
Wird von Helvetic ausgeführt und geht pünktlich aus Düsseldorf nach Zuerich raus. Vorher kann man die Senator Lounge in Düsseldorf besuchen die seit Ihrer Renovierung in 2023 durchaus Gefallen findet. Der vorherige Ablauf in der Sicherheitskontrolle funktioniert sehr gut und ist effizient. Auf 1A Platz nehmend ist die Strecke in die Stadt am gleichnamigen See mit etwas mehr als 1 Stunde kurzweilig. Der gereichte Snack, eine Art Reissalat mit asiatischen Algen ist so aber keine glückliche Wahl. Hintergrund der Reis trocknet relativ schnell an der Oberfläche ab und wird hart. Ein gutes Glas Jaquart – französischer Schaumwein – kann das auch nicht mehr retten, hier hat das Inflight-Team wohl keinen Standzeiten-Test gemacht oder im operativen Herstellungsprozess wird etwas übersehen?
Transfer und Flug:
Die Bodenservices in Zuerich sind Weltklasse! Es gibt im Bereich der europäischen Abflüge eine First- und HON Lounge, eine a la carte Küche macht hier mit dem gewohnten Standard so gut wie jeden glücklich. Neben diversen Rückzugsflächen gibt es auch eine Zigarren Lounge, wo das eine oder andere Blatt Tabak zur Wahl steht. Das Angebot hier wird auch in der Lounge im international Terminal E gespiegelt. Dort geht es mit einem privaten Fahrer hin und die Zeit reicht auch noch für ein gutes Rindertatar sowie ein Glass Piper Heidsieck. Da um 22:40 der Abflug angesetzt ist, geht es knapp 10 Minuten vorher in Richtung Gate wo ein effizientes Boarding garantiert ist. Der Sitzplatz ist heute 1 D, also ein Platz in der Mitte der sich bei soviel Platz aber gut verkraften lässt. Die 2016 gebaute Boeing 777-300er hat insgesamt 8 First Sitze, bei Swiss ist das eine Art Mini-Suite, die viel Privatspähre, Ablagefläche hat. Die Bettlänge von 203 cm reicht auch für wirklich große Menschen und hat viel Freiheit im Schulterbereich. Der Bildschirm ist mit 32 Zoll einer der größten am Himmel und mit 4k ist dieser Messerscharf in der Bildwiedergabe. Ein Kulturbeutel der 1871 gegründetten Firma Zimmerli kommt ganz vegan daher so wie das heute Standard ist. Die Firma mit Sitz in Zuerich stellt laut Homepage noch alles in Handarbeit in der Schweiz her, was zum Anspruch eines upmarket Produktes durchaus passt. In einer im Ipad-Design gestylten Tasche die aus recycelten PVC hergestellt wurde, finden sich neben ein paar Socken, Ohrstöpseln, einer Hand- und Gesichtscreme noch eine Mundwäsche von Elmex, ein Lippen Balsam, Tissues und eine Schlafmaske. Ich muss zugeben das ich ein Parfum oder auch einen Rasierer und den entsprechenden Schaum dazu vermisse. Auf diese beiden Artikel hatte ich in meiner effizienten Gepäckplanung durchaus gesetzt-egal am Ende ist es nur eine Randnotiz im Luxuxkosmos.
Das Food & Beverage Menü (F&B):
Bei Swiss sind noch immer Spitzenköche im Menü-Design unterwegs. Diesmal ist das Kanton Aargau Gastgeber und mit Manuel Steigmeier findet ein Koch mit seinen Gerichten Einzug, der immerhin auf 17 Gault&Millau-Punkte kommt und einen Michelin Stern. Bei der Weinauswahl findet sich im Champagner das eigentliche Juwel der Karte, der Cuveé Louise aus dem Jahr 2006. Der hohe Chardonnay Anteil (67%) verleiht dem Tropfen eine elegante Honig Note und im Hause Pommery liegt er 10 Jahre auf der Hefe, was schon eine sehr lange Zeit ist. Das spiegelt sich auch im Preis wieder, mit bis zu 200 Euro ist er kein Schnäppchen. Zudem hat die Flasche ein sehr avantgardistisches Design und ist durchaus ein Hingucker wenn am Platz diesen eingeschenkt bekommt. Die Getränke- als auch die Menükarte wird mehrsprachig überreicht, was dem internationalen Klientel gerecht wird. Was sich danach so findet im First Segment, ist wirklich nicht schlecht im eigentlichen Sinne, aber mal abgesehen vom Bordeaux aus dem Hause Pape Clement 2017 oder dem Robert Weil Riesling, kein absolutes Spitzenniveau wenn es um Brands geht. Das ist und ich unterstreiche dies gern, jammern auf einem recht hohen Niveau, aber bei dem erwähnten möglichen Ticketpreis von über 9000 Euro nicht ausgesteuert, zumindest aus Kunden-Sicht.
Nach dem Balik Lachs offeriert die Karte ein Saiblingstatar, meine Ausbildung so stelle ich fest hat nur noch einen geringfügigen Wert, Lachs und Saibling gehören zu der Familie der Salmoniden und sind somit eine Menü-Wiederholung. Egal dies scheint heute auch nicht mehr die Rolle zu spielen, für mich ist es innerhalb von 2 Angeboten eine Wiederholung und etwas langweilig.
Die Hauptgangwahl fällt auf das Wildragout, welches solide gekocht mit Knöpfli serviert wird. In Summe empfinde ich die Hautgang Auswahl als relativ langweilig, mein Bauchgefühl sagt mir das es nicht auf internationalen First Class Niveau ist, da man unter anderen keinen einzigen Premium Cut, wie zum Beispiel ein Bison-, Rinder- oder Hirschfilet angeboten bekommt. Der Dorsch ist ein Dorsch, die Kalbsbäcken liest man seit 15 Jahren auf hiesigen Speisekarten und haben vom Ansatz her auch wenig mit „Luxus“ zu tun. Kartoffelknödel mit Umami-Boullion, Federkohl und Trüffelcreme klingen interessant, sind jetzt auch nicht das wofür man ein Sterne-Restaurant besuchen würde-oder?
Wichtig zu wissen, der Spitzenkoch findet sich nur bei 3 Gägen wieder und sind gekennzeichnet. Ich bin mir nicht bewusst ob er die finale Zusammenstellung überhaupt zu Gesicht bekommt, was wie ich finde wichtig wäre.
Auf Grund der vorgezogenen Stunden fällt das Dessert aus und es stehen ein paar Stunden Schlaf an, in einem sehr guten Bett „in the sky“. Diejenigen welche die nicht zu Bett gehen, wählen zwischen einer Käseauswahl, einem Schokoladen-Financier (Schokokuchen nur mit Eiweiß gebacken), etwas Cassis und einer Schokoladenmousse. Alternativ gibt es ein Quark-Limetten-Parfait, also ein Halbgefrorenes, mit dem Sorbet eines grünen Apfels, Fichtenöl und Meringues.
Der Flug, LX 138, ist ca.11 Stunden in der Luft, man fliegt gegen 23:00 schweizer Ortszeit ab und kommt in Hongkong am Nachmittag rein. Vor der Landung gibt es noch ein Frühstück, also ganz nach der lokalen Zeit zuhause in Zuerich. Logischer Weise gibt es ein Birchermüsli, diverse Kaffeespezialitäten, selbstverständlich im Prozellan serviert und ein warmes Eiergericht mit Fisch oder Fleisch serviert.
Korrespondierende Weine kommen neben Frankreich, aus der Schweiz, Italien und Deutschland. Mit Blick auf die Weingüter und die Auwahl ist man ebenfalls geneigt zu sagen, dass es schon einmal hochwertiger war. Sicherlich sind Internet Preise keine absolute Benchmark, aber man hat sich wohl entschieden, abgesehen vom Schaumwein, von ganz großen Prestige reichen Weingüter Abstand zu nehmen. Das ist keine Wertung für die servierten Weine, allerdings merkt man dann doch einen gewissen Unterschied zum Wettbewerb.
Ankunft:
Erfolgt wirklich effektiv und pünktlich. Am Gate wird man mit einem Namensschild begrüßt, in ein Buggy gesetzt und ab geht es zur Einreise, welche maximal effektiv von statten geht. Auch hier wird man noch von einem PA begeitet bis man dann tatsälich eingereist ist und den Weg mit dem hoch effektiven Airport Express nach Kowloon oder Wanchai startet.
Fazit:
Ich bin großer Fan von den Swiss Bodenservices. Diese haben wie auch die Crew den schweizer Charme, sind hochgradig effizient und machen das Reisen sehr angenehm. Der Bordservice und die Produktqualitäten waren im Augen eines Kochs in Ordnung, so richtig weg-gewaved haben sie mich nicht. Das mag allerdings auch daran liegen, dass man dieses gute Produkt schon mehrmals nutzen durfte-was ein absolutes Privileg ist.
GERNE WIEDER!
Euer Christian