Man könnte die Al Safwa First Class Lounge in Doha als pompös bezeichnen, ich glaube das ist hier wirklich auch zutreffend. Bis zu 20 Meter hohe aus Granit und Marmor gefertigte steilaufragende Wände, an denen teilweise beruhigend das Wasser herunterläuft und dies kommt einem Palast wohl näher als einer Lounge! Wer hat hier denn eigentlich Zutritt? Zu aller erst einmal natürlich Qatar Airways First Class Passagiere und Platinum Mitglieder des eigenen Privilege-Clubs. Aus dem Verbund der Oneworld-Alliance dürfen die Reisenden mit Emerald-Status, dem höchsten, allerdings nicht eintreten. Diejenigen die ein Qatar Business Class Ticket haben und unbedingt einmal den Tempel gesehen haben möchten, können gegen einen happigen Aufpreis von 160 Euro den Zugang erkaufen. Wer dann einmal drin ist hat ausreichend bequeme Sitzmöglichkeiten, einen Spa-Bereich, eine Bar und ein a la carte Restaurant mit erlesenen Weinen zur Auswahl. Hinzu kommen noch viele andere ruhige Rückzugsbereiche, wie zum Beispiel die Räumlichkeit zum Predigen. Im im August 2019, auf dem Weg nach Südafrika, fand mein erster Besuch hier statt, seit dem ist man sich und dem hohen Niveau treu geblieben. Die Ankunftszeit aus Sydney ist gegen 4:40 Ortszeit entsprechend ist hier noch recht wenig Betrieb. Trotz Müdigkeit und jetlag realisiert man direkt in welch fantastischen Umfeld man sich bewegt. Doha International gehört so oder so zu den besten Flughäfen der Welt, was neben der Airline durchaus auch Fluggäste animiert hier umzusteigen. Ohne zu übertreiben ist die Al Safwa Lounge vielleicht der luxuriöseste Aufenthaltsbereich an einem globalen Flughafen. Von einer „Oase voller Luxus“ spricht Qatar Airways auf der Homepage, dem ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Die Personaldichte ist perfekt ohne aufdringlich zu sein. Da wo andern Orts vielleicht 1-2 Bedienungen bereitstehen, ist es hier so als ob jeder Gast eine Begleitung hat, der Vergleich zu einem Butler-Service liegt durchaus nahe. Zentraler Mittelpunkt der Lounge ist der Springbrunnen, daneben fallen immer wieder lokale Kunstgegenstände in Vitrinen ins Auge. Die kulinarische Reise beginnt mit dem Blick in die offene Küche, dort sind 6-7 Köche aktiv an der Speisenherstellung beteiligt. Auch hier ein Abgleich zum Heimatmarkt, wo im First Class Terminal nur ein Koch, in einer fast in sich zerfallenden Küche, den Löffel schwingt. Schließlich ist bei einer klaren Küchen- und Menüstrategie, sowie der Hierarchie, jede Hand Gold wert. Somit kommt das traditionelle Sprichwort nicht zum Tragen, dass viele Köche den Brei verderben. Bei einer Restaurant Größe von bis zu 250 Sitzplätzen ist natürlich eine gewisse Brigaden- Anzahl von Nöten, um zu Stoßzeiten und auch manchmal unter Zeitdruck, die Speisen „in time“ an die Tische zu bringen. Mein individuell zusammengestelltes Frühstück, ein paar Scheiben Toast, Käse, Zwiebelringe und frische knackige Salatblätter, lässt entsprechend nicht lange auf sich warten. Um die Tageszeit überlasse ich die Speisekarten Inhalte, wie die lokal inspirierte Mid-East-Indian-Asian Küche mit ihren kräftigen Gewürznoten, lieber anderen Gästen. Auch das Filet-Steak oder die verschiedenen Pasta-Gerichte passen gerade nicht in die Tageszeit und meine Diät.
Der weiterer Hammer ist der Spa-Bereich. Hier kann man neben einer ordinären Dusche, auch eine Runde im Jacuzzi chillen. Strickt getrennt sind die Bereiche in Damen und Herren, dabei erwische ich mich mit der Frage was wohl mit den „Diversen“ dieser Welt so passiert. Wer es vorab organisiert hat, kann auch eine Massage in Anspruch nehmen, was man durchaus aus der Business-Class Royal Orchard Lounge aus Bangkok kennt. Dort gibt es sogar 30 Minuten „for free“, für den gestressten Business Traveller, was durchaus eine willkommene Abwechslung darstellt. Des weiteren und insbesondere für die Geschäftsleute unter uns, ist das vollausgestattete Business Center ein Arbeitsort in dieser Oase oder entsprechend dem Trend fernab der Heimat das neue Homeoffice. Wer mit Kindern den Weg in die Lounge findet, für den mag vielleicht noch interessant sein, dass es hier einen kleinen Kinosaal oder den abgeschirmten Familien-Bereich gibt. Selbst für diejenigen die predigen wollen besteht ein Rückzugsort, für vollkommene Abgeschiedenheit. Die meisten Gäste werden nicht so viel Zeit und Müdigkeit mitbringen, um sich im Ruheraum hinzulegen, denn auch diese Einzel- und Doppelzimmer sind Teil des Angebots. Und was rundet eine Lounge ab? Ja natürlich für die Shopper unter uns gibt es einen eigenen Duty-Free Bereich zum Zollfreien einkaufen.
Für Abreisende werden in dieser Lounge übrigens keine Ausrufe für die Flüge getätigt. Somit ist jeder Passagier selbst verantwortlich diesen im Auge zu behalten. Das kann durchaus schwer werden, wenn man hier eine gute Zeit verlebt. Der extra eingerichtete Boarding-Bereich für First Class Passagiere macht dann allerdings den Weg zum Flieger wieder relativ kurz, am Lounge eigenen Gate.
Fazit: Die Privilegien dieser unfassbar imposanten Lounge sind ein Genuss, vor allem das es sich so wunderbar zerläuft, selbst wenn einmal viel Betrieb ist. Jederzeit ist eine Ansprechperson nicht weit, um bereitwillig Auskunft zu geben oder ein Getränk zu bringen. Das ist im übrigen ganz unabhängig davon, ob man außerhalb vom Restaurant- beziehungsweise Barbereich sich aufhält. So kennt man das aus dem Frankfurter First Class Terminal leider nicht, dort ist man eher auf der Suche nach dem Servicepersonal, was allerdings daher rührt, dass man es über die Jahre massiv reduziert hat und das Konzept etwas anders gelagert ist.