First Class ist und bleibt immer ein Erlebnis, welches sprichwörtlich im Flug vergeht. Dabei sind 14:50 Stunden eigentlich schon recht viel Zeit, allerdings nicht wenn sich das Umfeld so angenehm gestaltet. Zudem kommt ein First Class Flug auch nicht alle paar Wochen vor, es ist und bleibt eine Preisklasse, welche für den Normalbürger schwerlich zu finanzieren ist. Also warum gerade jetzt, wenn es doch so teuer ist? Flüge wie dieser kosten in der Regel zwischen 5000-10000 Euro, aber es geht halt auch anders! Mit American Express Membership Rewards Punkten, welche zu dem Meilenprogramm von Qatar Airways transferiert werden. Somit kommt man auf einen Ticketwert von 105.000 Punkten und 200 Euro. Ja richtig, es ist wirklich ein Paket das unschlagbar ist, bares Geld spart und dafür sollte man immer First Class fliegen!
Kommen wir zum Produkt! Was bei Qatar geboten wird ist Weltklasse um es vorwegzunehmen. Da ist zum Start einmal der Sitz der unter anderem auch bei Air France so im Einsatz ist. Dieser lässt sich in ein 2,30 m flaches Bett ausfahren, was guten Schlaf und Platz garantiert. Auf dem A 380 sind 517 Sitze verbaut, 461 in der Economy, 48 in der Business und nur 8 Stück in First. Dieser Sitz ist mit einer hochfahrbaren Wand ausgestattet, um die Privatsphäre zu garantieren. Der Empfang an der Flugzeugtür ist professionell und es folgt die Begleitung zum Platz. Die Unterstützung beim verstauen des Gepäcks ist sehr willkommen, es gibt keine overhead-locker und sobald man Platz genommen hat, werden warme Nüsse gereicht und ein Aperitif. Die Wahl fällt auf ein den 2007 Jahrgangs-Champagner „Rare“ aus dem Hause Piper-Heidsieck. Dieser soll nach tropischen Früchten, weißer Schokolade und etwas Honig schmecken, was ich allerdings nur in Teilen so bestätigen kann. Der 2.Champagner an Bord ist ein Rose aus dem Hause Laurent-Perrier, Cuvée Alexandra 2006. Beide Weine sind für ein solch positioniertes Produkt wie die First Class absolut angemessen. Da schmuggeln sich andere Airlines, ohne den Lokalmatador zu erwähnen, mit wesentlich simpleren Produkten durch den Alltag. Was übrigens auch für die den Rest der Wein- und Menükarte gilt. Wer möchte genießt auch einen Schluck Arabic-Coffee, welcher mir auf Grund der späten Zeit, es ist 21:30, doch nicht so gelegen kommt. Allerdings gehört er zum festen Bestandteil und der Kultur der Qataris. Da der Champagner gerade im Ausschank ist, wähle ich nach dem Start den Osietra Kaviar, welcher mit seiner leicht salzigen, nussigen Note vollends überzeugt. Die Verpackung verrät und zu meiner Überraschung, dass dieser aus Russland kommt. Der Markt scheint nur noch den Qataris zugänglich, auf Grund der aktuellen politischen Lage und des Embargos. Das Mezze lasse ich aus und probiere die australischen Tiger Prawns, die Jakobsmuschel und den Tunfisch auf asiatischen Pilzen-#yum! Dazu passt ausgezeichnet der Chablis Grand Cru aus der Domaine William Fevre. 100% Chardonnay mit feiner eleganter Holznote, dazu noch in Bioqualität – Weltklasse again! Auf einem 14 Stunden Flug kann man sicherlich mehr probieren, somit folgt die Bestellung und die Wahl fällt auf dem Hummer Thermidor, ein Klassiker. Hierbei wird das Hummerschwanzfleisch in der Schale leicht cremig und flambiert serviert. Die Portion ist übersichtlich, weniger ist halt mehr. Einige Stunden später geht das Messer wie Butter durch das zarte Tasmanische Rindfleisch, welches sous-vide gegart wurde. Als Sättigung kommt eine cremige Polenta feinkörnig daher, was eine schöne und niemals zu trockene Angelegenheit wird. Was mir wirklich bei Qatar imponiert ist, dass alle Gericht wirklich schön und akkurat angerichtet werden! Das ist kein Vergleich zu so manchen Wettbewerb und hinterlässt nachhaltig einen positiven Eindruck. Zu Rindfleisch passt immer noch gut ein Rotwein. Und jetzt sind wir wieder in der First Class, denn es wird ein Biondi Santi DOCG 2011 gereicht. Dieses Weingut ist eine Legende in der Toskana und der Saft wird aus 100% der Sangiovese hergestellt-nochmal Weltklasse. Da es nicht bei einem Rotwein im Angebot bleibt, ist eine Degustation des Bordeaux, nämlich des Chateau Ducru-Beaucaillou, aus der Region Saint-Julien nötig. Er ist ein Grand Cru aus dem Jahre 2008 der viel Charakter aber auch Finesse zeigt. Sein Mischsatz besteht aus 70% Cabernet Sauvignon und 30% Merlot, welcher ihm hilft, die Tannine etwas auszugleichen. Der dritte rote im Bunde kommt aus Australien, der Ares und wurde im Jahre 2014 gekeltert. Allerdings gilt für alle Rotweine, sie sind bei weitem zu kühl serviert und können nur schwer ihre Aromatik entfalten. Nach 4 Stunden Flug sieht das mit der Temperatur definitiv besser aus! Zum Dessert, welches ich auslasse, bietet Qatar Chateau Rieussec 2010, also ein Sauternes sowie ein 20 Jahre alter Tawny Port an. Zusätzlich finden sich 3 Biersorten, 9 Cocktails 2 Cognac´s und so einige Gin´s in der Getränkekarte. Das Angebot gehört nach meiner Einschätzung zu den Top 5 in der Welt, in Europa kann vielleicht noch Air France mit der La Première mithalten.
Im Anschluss ist Schlafenszeit! Es gibt einen Amenity Kid mit den nötigen Toilette Accessoires, einen Schlafanzug und ein paar Hausschuhe. Freundlicherweise wurde das Bett direkt im Nachbarsitz schon gemacht, da dieser nicht belegt ist. Eine gute Matratzenunterlage, eine warme Decke fördern den Tiefschlaf über australischen Küste. Die Flugroute führt weiter via Südindien und final über den Oman und die VAE. Zwischendrin vertreibt man sich die Zeit an der immer noch hyper-stylischen Bar, vielleicht der schönsten Bar in the Sky!? Hier werden neben kleinen Snacks in Gläsern, zum Beispiel rohen Thunfisch, auch die entsprechenden Weine und Cocktails serviert. Ein Barkeeper hat „Schicht“ und ist freundlich, gesprächig und immer hilfsbereit zur Stelle. Da es ein Nachtflug ist halten sich hier maximal 4-6 Personen auf, was in der großzügigen Location immer noch viel Platz für jeden bietet.
Vor der Landung stellt sich noch die Frage des Frühstücks!? Die Menüauswahl besteht aus warmen Brötchen, Bircher Müsli oder halt einer eigenen Zusammenstellung von Komponenten wie Eierspeisen, Lachs, Pilzen oder auch Bratwürstchen.
Fazit: Was für ein Flug, was für eine Leistung, was für ein Produkt! Was man in unseren nordischen Gefilden leider nicht mehr, vielleicht auch nie angetroffen hat, wurde hier zur Perfektion getrieben. Das sind ohne große Abzüge 9,5 von 10 Punkten – well done Qatar Airways!
https://www.qatarairways.com/en/onboard/first-class.html