Südtirol im Frühjahr – zuletzt waren wir im Herbst 2017 hier, eine weitere europäische Traumregion die sich mehrmals im Leben natürlich besuchen lässt. Im Mai kämpft sich hier oben der Frühling noch gegen den Winter durch, auf knapp 2000 m keine wirkliche Überraschung. Wenn sich dann die Sonne durchsetzt ergibt dies eine noch schönere Wirklichkeit des Naturschutzgebietes Seiser Alm, als es ohnehin schon ist.
Für mich ist oft der Weg das Ziel, somit legen wir eine Pause in Garmisch-Partenkirchen ein. GAP ist bis heute, sicherlich gepaart mit der fast 50 jährigen Residenz meiner Tante, dass Winter-Resort in Deutschland. Bei Weisbier und Blick auf die Dreitorspitze lässt sich der Samstag vortrefflich ausklingen nach einer etwas staulastigen Anreise auf der A9. Es geht halt nichts über familiäre und herzliche bayrische Gastfreundschaft.
Am folgenden Tag sind die letzten Kilometer auf die Alm über den Fernpass und den Brenner kurzweilig. In Kastelruth, einem kleinen Bergdorf im Südtirol, genießen wir hervorragende Gastronomie im Hotel Lamm. Ein leckeres, frisch und somit etwas dicker aufgeschnittenes Ochsencarpaccio ist „Umami“ pur! Im Geschmack besticht es einmal anders durch die Säure der Himbeere anstatt der klassischen Zitrone. Als Hauptgang bestellen wir hausgemachte Bärlauch-Frischkäse Knödel angerichtet im look von Massimo Bottura´s weltberühmten Gericht „….the chef dropped the lemoncake“. Meine Brennnesel-Tagliatelle findet sich leider nur farblich wieder und ist mit einer Jakobsmuscheln garniert durchaus schmackhaft.
Nun zum eigentlichen Ziel, dem der Adler Mountain Lodge – es ist eine Herberge die wenige Wünsche offen lässt, in vielerlei Hinsicht. Auf die Seiser Alm kommt man mit dem eigenen Fahrzeug nur mit einer vorher organisierten Fahrerlaubnis, ansonsten kann es teuer werden im Naturschutzgebiet auf eigene Faust und ohne Ziel herumzufahren. Angekommen sind die Ausblicke grandios, die Kulinarik auf einem sehr ansprechenden Niveau und die Gastfreundschaft der Menschen vor Ort ein Paradebeispiel an Professionalität mit Herz. Man hat nie das Gefühl das ein Anflug von Stress oder Hektik die Erholung stören könnte da die maximal 60 Gäste, vielen von Ihnen verständlicher Weise Stammgäste, genießen ein Umfeld das uns an andere attraktive Ziele dieser Welt erinnert. Aktivitäten vor Ort sind E-biken oder unter der Alpensonne auf der Terrasse sitzend ein Glas Wein genießen und dabei auf den Schlern und die Langkofelgruppe schauen. Nach einer Wanderung lädt die Heusauna zum Besuch ein um die müden Muskeln bei angenehmen 65 Grad wieder Entspannung zukommen zu lassen. Der beheizte Außenpool, 35 Grad sind auch an kalten Tagen sehr willkommen, rundet das Erholungsprogramm im Anschluss ab. Im Wellnessbereich lassen sich diverse Anwendungen buchen, von Klangkörper- bis zur klassischen Massage oder einem speziellen Bergkräuterbad. Die hochwertige eigene Adler Kosmetik- und Beautyline rundet auch in diesem Bereich das Angebot konzeptionell ab.
Das Chalet in welchem wir übernachten ist auf 2 Ebenen großzügig eingerichtet, 100% naturbelassenes Fichten- oder Lärchenholz verbreiten einen wohlwollenden Duft der Natur. Hinzu kommt eine kleine eigene Bio-Sauna, eine Regenwald Dusche und ein Kamin, der den Abend romantisch ausklingen lässt. In einem so empfindlichen Naturreservat wird auch entsprechend im Zimmer der Müll getrennt, auf Plastik im Getränkebereich komplett verzichtet.
Die Küche lädt tagsüber im Restaurant zum klassischen Frühstück ein, alle Eierspeisen sowie der krosse Speck kommen a la minute in höchster Qualität auf den Tisch. Neben dem „normalen“ frisch gepressten Orangensaft kann man sich einen Fenchel-Karotten-Apfel-Ingwersaft pressen und vital in den Tag starten.
Zur Mittagszeit geht es rustikal zu, im Sinne eines „Jausenbuffets“ mit warmen Ergänzungen wie zum Beispiel einer Suppe, einem Gulasch oder Gnocchis. Die Auswahl von Schinkenspeck oder Mortadella sind geschmacklich so gut, dass auch kritische Menschen etwas finden, weil man die hohe Produktphilosophie des Hauses spürt und deren Umsetzung geniesst. Viele der eingesetzten Produkte kommen von Höfen im Grödner Tal, Salat und Gemüse aus der näheren Umgebung, den Rest bezieht man vornehmlich aus ganz Südtirol. Ohne naiv zu sein in der heutigen Lebensmittelindustrie vermittelt die Adler Mountain Lodge dies glaubwürdig. Falls einmal etwas nicht den eigenen Gaumen ansprechen sollte, hilft eine großzügige Salatauswahl mit hausgemachten Dressings, Olivenöl aus der Toskana vom dortigen Hofe um den Appetit zu stillen.
Die Weinauswahl hält schmackhafte Gewächse aus Italien und ab und an auch einmal Österreichs bereit, Bio-Limonaden, Mineralwasser wird in der Lodge abgefüllt und alles ist perfekt gekühlt in Selbstbedienung oder am Tisch durch das aufmerksame Personal verfügbar.
Die Innenarchitektur besticht im „Speisesaal“ und im Empfangsbereich durch kreative Holzarbeiten. Hier sind es zum Beispiel die in der Decke eingearbeiteten Adler und Drachenköpfe des St. Ulricher Künstlers Markus Delago und im Hauptgebäude verewigte sich der Grödner Schnitzer Adolf Vallaza mit einem zwölf Meter hohen Totem aus Holz.
Zum Dinner gibt es allabendlich ein „Classic“ Menü, sowie eines das täglich wechselt. Gestartet wird mit einer Vorspeise, gefolgt von einer Suppe dem Zwischengang, anschließend einem Hauptgang und dem Dessert. Als „Magenabschluss“ offeriert das Haus ein Käsebüffet sowie den obligatorischen Espresso mit einer Auswahl an Grappa. Wer dann noch weiter feiern möchte lässt sich den einen oder anderen Cocktail an der Bar mixen, raucht eine Zigarre auf der Terrasse und schaut hoch in den klaren Sternenhimmel.
Anbei ein paar Gänge welche sich auch als Bild in diesem Bericht wiederfinden:
Flank Steak mit einer Zwiebel Variation
Gnocchis mit Parmesan
Lammstelze mit Couscous
Limonen Spaghetti mit Wildfang Garnele
Topinambur Consommé
Provenzialische Fischsuppe
Maccaroni im Safran-Fischsud mit Meeresfrüchten
Schokoladen Praline mit grünem Apfel Sorbet
Creme Brulee mit Tonkabohne
Nach 4 Nächten fühlt man sich gut erholt und es macht sich ein gewisser Realismus breit das es so schön nicht weitergehen kann. Der Abfahrtstag steht an und die Dolomiten „waven uns good bye“. Eines stimmt uns fröhlich, es war nicht das letzte Mal im schönen Südtirol – wir kommen wieder!
Fazit: Entspannte Tage liegen hinter uns und nach der Reise ist vor der Reise! Im Juli geht es mit einem Stop-over in Doha über den Kruger National Park und zu den Victoria Falls in Simbabwe. Airline wird Qatar Airways sein, eine Strecke in der A 380, dann in der 777-300er und zum Ende sogar in der neuen QSuite, von der viele sagen das sie die beste Kabine der Welt ist – wir werden sehen und berichten. Safe Travels!
Euer Christian