Food-Trendreise durch 4 Städte in 7 Tagen
Food Trends aus aller Welt haben mich seit jeher begeistert. In meinem Beruf ist es zudem wichtig diese zu kennen und auch die Service Standards der Airlines. Aber nun mal der Reihe nach.
Was sich für manche verrückt anhört ist für mich ganz normal. Gut der Satz ist etwas kopiert, von den „Fantastischen Vier“, aber er passt in diesem Fall. Der Stresslevel zwischen einer Urlaubsreise, ein paar Tagen am Strand und einer Trendreise durch viele Zeitzonen der Erde ist nicht zu unterschätzen. Start ist Amsterdam, eine recht kurzweilige Fahrt aus dem Rheinland, komfortabel 2:20 Stunden mit dem ICE zu erreichen. Das „Mr.Joordan“ Hotel ist eine bescheidene Herberge, unweit vom Anne Frank Haus aber gut gelegen. Die Stadt platzt nur so von Besuchern aus aller Welt und Einheimischen, wen wundert es bei tollen 28 Grad und Sonne pur.
Ein Besuch in den „Foodhallen.nl“ darf nicht fehlen, hier wird der mittlerweile schon gewohnt hohe Standard an „fast casual“ hervorragend umgesetzt, viel Internationalität von Peru bis Asien, aber auch so manches aus Europa wird in den ehemaligen Film- und Eisenbahnhallen angeboten. Des weiteren stellen Künstler Ihre Objekt aus und natürlich auch zum Kauf.
Am folgenden Tag geht es via Zürich nach Kuala Lumpur. Ein Grund für diese Streckenführung ist, dass ich schon immer einmal die Swiss First kennenlernen wollte. Da in Europa Ticketpreise je Abflugsland stark variieren, fiel die Wahl auf Amsterdam. Schnell sind mal einige Euros gespart und bei einer so charmanten und attraktiven Stadt wie Amsterdam nehme ich den Umweg gerne in Kauf. Der Flug selbst fängt in der europäischen Business Class an, welche sich von der Economy eigentlich nur durch einen freien Mittelsitz unterscheidet. Die 3-3 Bestuhlung ist relativ eng, hier hat man sich im Gegensatz zu asiatischen Ländern mehr auf Wirtschaftlichkeit konzentriert als auf Kundenbedürfnisse.
In Zürich angekommen geht es in die frisch renovierten Lounges der Swiss. Eindrucksvoll hat man hier für die Premium Kunden im LH Konzern investiert. Die Farbgebung ist im hellen hölzernen, bräunlichen Tönen angesiedelt, abwechselnde Bereiche von Bar, Ledersesseln oder auch Restaurantsitzen bieten sehr viel Abwechslung. Der Transfer zum Gate erfolgt mit Limousinen und im Terminal E selbst wartet die HON- und Firstclass Lounge mit einem ähnlichen Angebot, nur noch um 2 Schlafzimmer erweitert. Die 4 Stunden dort sind kurzweilig, da ich mir einmal die kulinarische Leistung genauer anschaue, welche das a la carte Restaurant auf den Teller bringt. Orientalisches Rindertatar, gefolgt von Carpaccio und einem sehr leckeren Angus Burger sind in Ihrer Auswahl sicherlich nicht sehr „umweltfreundlich“ aber stillen den Protein Appetit. Auch eindrucksvoll ist die Whiskey Bar, mit über 150 Positionen! Mir ist nicht ganz klar wer das alles hier probieren soll, aber es wäre nicht im Angebot wenn die Marktforschung und ein gewisser Durchlauf stattfinden würde. Was für mich „once in a liftime“ ist, bietet sich anderen Gesellschaftsschichten sicherlich öfters -„no need to be frustrated“.
Mit LX 180 geht es knapp 10 Stunden nach Bangkok auf 1 G. Ja leider waren nur noch Mittelsitze frei, dann halt heute einmal kein Ausblick, was auch nicht wirklich so schwer ins Gewicht fällt da nach 3 Stunden schon die Dunkelheit eintritt. Der Sitz ist mit knapp 2.02 Metern und einer Trennwand zum Nachbarn sehr angenehm und die Zeit vergeht wortwörtlich wie im Flug. Apropos Sitznachbar! Mario, Belgier, lebend in Kamerun hat mit 80 Angestellten ein Business aufgebaut das sich um „hair extentions“ dreht. Er produziert diese in Asien und verkauft einen großen Teil davon in Afrika – die Warenflüsse sind mir nicht immer alle plausibel, aber so ganz neu auch wiederum nicht.
Gut in Bangkok angekommen findet das nächste „leg“ nach KL mit Malaysian Airlines statt. 8 D ist diesmal „back to the routes“ und die Economy Class der 737-800 ist schon etwas in die Jahre gekommen-vom Sitzabstand mal ganz zu schweigen. Der Fisch auf Reis ist schön trocken, aber mit Wasser geht alles!
Flugpause!
Schön „schwitzig“ passt zu KL ganz gut. Nach 1997, wo ich auf dem Weg von Singapore nach Surat Thani mit dem Zug hier hielt, ist KL ein Besuch der noch auf meiner persönlichen bucket list stand. 3 Besuchsorte in der malaysischen Hauptstadt steuere ich an. Petronas Towers, das Restaurant Dewakan und eine der 50 best bars oft he world – Jungle Bird. Um gleich mit der Bar anzufangen, sie liegt wie auch das Restaurant alles andere als in „downtown“. 30 Minuten später ist man dort, sehr unscheinbar von außen, ein kleines Schild und ein paar Treppen nach oben führen in die „grovy“ Räumlichkeiten, wo neben guten, nicht überzuckerten Cocktails auch ein DJ chillige Musik auflegte. Die location ist bekannt für Ihre Classic Rum Drinks, ich probiere den „Best Drink in the world“ und muss auf Anhieb feststellen das die Bar nicht zu Unrecht unter den 50 Besten in Asien gelandet ist. Er besticht durch die Konzentriertheit des Zuckerrohr Schnapses und die Nuance an Limette, welche ihn nicht zu plump und stark daherkommen lässt.
Meiner Meinung erkennt man eine gute Bar auch daran, ob man am nächsten Tag einen „hangover“ hat oder nicht. Sicherlich unter der Berücksichtigung der Quantität nicht das einzige Kriterium. Weiterer Programm Punkt in dieser von Hügeln umgebenen Stadt sind die Petronas Towers. 1997 eröffnet, sind sie schon majestätisch in downtown integriert und bieten eine sehr gute Aussicht, wobei der höchste Punkt global gesehen schon längst wieder überholt ist, bei „nur“ 425 Metern.
Der Abend im Dewakan, dem Restaurant am KDU Campus, ist wirklich besonders. Nicht weil ich hier „alleine“ in meinen 17 Gängen „rumstochere“, vielmehr ist es ein „eat & go“ Konzept. Viele Gänge brauchen erst gar keine Gabel oder Messer, da Küchenchef Darren mit seinem Team sehr regional kocht. Zutaten wie malaysische Nüsse (Kerdas), Ziege welche als Tatar mit Kürbis serviert wird, Barsch sous-vide gegart mit „Temu-brooth“ sind nur einige erwähnenswerte highlights der Menükarte. Alles sehr fein angerichtet, ein absolut präsenter aber nicht aufdringlicher Service machen diese knapp 3 Stunden zu einem Fest.
Der Transport von KL nach Singapore übernimmt diesmal „Scoot“, ein Ableger von Singapore Airlines, ja ein Billigflieger ähnlich wie dem Model von Ryanair. Die Maschine, eine A 319 hat Ihre beste Zeit hinter sich, mit über 20 Jahren ein Model das schon für Air Berlin unterwegs war. Die eine Stunde bis Changi Airport ist wie die Taxi Fahrt ins Jen Hotel an der Orchard Road kurzweilig. Am Abend treffe ich mich mit einem ehemaligen Kollegen, Dayal. Ich hatte im Jahre 2000 den Spaß Ihn einzuarbeiten in der Puka Park Lodge. Er war 17 Jahre alt, hatte von Küche keine Ahnung und da er etwas kleiner gewachsen ist, nimmt man Dayal auch nicht gleich war. Danach hat der Kollege beruflich kräftig „Gas gegeben“ wie man unter Köchen so sagt. Lehrjahre bei der holländischen 3 Michelin Star Ikone Jonnie de Boerim Librije oder im Eleven Madison Park in New York sind nur 2 von vielen anderen prestigereichen Stationen, die er als Sprungbrett für sein Wissen genommen hat. Heute ist er verantwortlich im Vagabond Club in Singapore, ein Konzept aus Hotel und Bar. Schick designt, coole trendige Bar mit entsprechendem flying Foodinhalten.
Nun zu einem der eigentlichen highlights dieser Reise – dem Flug nach Hongkong! Es gibt in Singapore einen eigenen First Class checkin, sowie die eigene Passkontrolle, dann geht es weiter mit einer speziellen Einladung in den „Private Room“. Dort angekommen wird ein guter Dom Perignon 2009 serviert, das Buffet bietet einiges an Abwechslung und die a la carte Küche über Mittag und am Abend zusätzliche Auswahl. In absehbarer Zeit soll die Lounge komplett renoviert werden, auf Anfrage der leitenden Managerin liefere ich meinen Input für ein noch Konsumenten freundlicheres F&B Konzept.
Zu dem neuen Produkt von Singapore Airlines, der Suites Class an Bord der brandneu ausgelieferten A 380 mit ihrem gut 4.5 qm großen Kabinenreich, ist wie folgt zusammenzufassen. Es besteht aus einem Ledersessel und einem weichen, flauschigen Bett, der 32 Zoll große Monitor lässt entspannt TV schauen, dass kulinarische onboard Produkt hat mit Emirates oder Ethiad eigentlich nur noch 2-3 Mitbewerber. Die 3:25 Stunden nach Hongkong sind entsprechend viel zu kurz, hier kann man sich gut vorstellen bis einschließlich Auckland oder Sydney weiterzufliegen. Als Getränk wird unter anderem ein 2004er Krug gereicht, der Hummer über die „Book the cook“ Option gebucht, mundet wie schon auf den Flügen im Mai ausgezeichnet. Die Bäder an Bord fallen ungewöhnlich groß aus, das kennt man selbst vom A 380 der Lufthansa. Sonst sind keine Parallelen festzustellen, schon gar nicht wenn es um die Freundlichkeit des fliegenden Personals geht. Mit 6 Kabinen, statt früher 12, ist es auch bei fast voller Auslastung sehr ruhig. Durch Zufall sind auch 2 bekannte deutsche Blogger auf SQ 856, was wiederrum für einen Austausch unter Aviation Nerds sorgt und einen intensiven Informationsaustausch mit sich bringt. Dominik und Stefan sind leidenschaftliche „globale Jungs“, die mal schnell für 2 Monate und mehr durch die Welt jetten und berichten. Aufwendig produzierte Videos, Berichte auf Instagram runden Ihre Leidenschaft ab. Schaut mal rein unter www.globaltraveler.tv
In Hongkong angekommen fällt die Wahl auf den Zug, welcher in gut 25 Minuten in Kowloon oder Central ist. Unterkunft wie schon vor 3.5 Jahren ist das Ritz Carlton. Mein Kontakt vor Ort ist der deutsche Executive Chef Peter Find. Das Zimmer mit Blick auf „downtown“ ist traumhaft, die Einrichtungen wie die Business Lounge oder auch der Spa Bereich sind auf Weltklasse Niveau. So lässt es ich gut entspannen! Top Hotels bringen auch immer einen gewissen Mehrwert für das berufliche, Peter und sein Küchenteam sind hier ganz vorne dabei in der Welt. Operative Abläufe sind studiert und werden immer wieder optimiert. Im Financial Tower, welcher ein hotspot für „Food&Travel“ ist, lassen sich gewinnbringende Eindrücke mitnehmen wenn es um Quick-Service Konzepte geht.
Außerdem besuche ich Wanchai, einen in seiner von Lebensmitteln geprägten Auswahl fast nicht zu überbietenden Markt. Weiterer Anlaufpunkt ist die „Old Man“ Bar! Number 5 in Asia, wenn man dem worlds50bestbarsguide glauben darf. Es sollte aber mit einer Top 10 Bewertung absolut passen. Was hier an Technik eingesetzt wird um diese Aromen in die Drinks zu bekommen, habe ich persönlich noch nicht erleben dürfen. Die Jungs destillieren, „sous-viden“ selbst und haben somit eigentlich immer das beste Produkt zur Hand wenn Sie Ihrer Philosophie folgen den besten Drink zu servieren. Auch die Eiswürfel werden aus fast kristallklaren Eis vor Ort gesägt, ein Aufwand der nur unter Perfektionisten betrieben wird. Alle Cocktails sind an Ernest Hemingway angelehnt, da schlägt das Herz des Reisenden gleich nochmals höher! Die Bar ist ähnlich einem Chefstable angelegt, man sieht immer ganz genau mit welchen Zutaten gerade gearbeitet wird. Dazu kommt das der Tresen mit einem baulich integrierten Element konzipiert wurde, damit die Drinks gekühlt bleiben, wichtig für alle die etwas langsamer trinken wollen -).
Der „Garden of Eden“ ist aus den Zutaten wie Ziegenmilch, rye whiskey, karamellisierten sauterne cordial und Bitterorangen hergestellt. Der „to have and have not“ verspricht auf der Karte „Coca-Cola“ die nicht im Ansatz im hellen Getränk zu erkennen ist, da sie schon mit dem weißen Rum, den Coca Leaves und der Vanille gefiltert und geklärt wurde – sensationelle Techniken die selbst weitgereiste Traveler geschmacklich auf den nächsten Level bringen – Top!
Eine letzte Stippvisite in der Ritz Business Lounge und dann mit dem Zug Richtung Airport. Swiss 139 fliegt die Passagiere durch ein paar heftige Turbulenzen Richtung Europa. Die oft von Menschenmassen nur so überlaufenen Städte Kuala Lumpur, Singapore oder Hongkong liegen hinter mir, wenn man sich die richtigen Ecken aussucht sind auch diese Spots nicht allzu hektisch.
Fazit: Geballte, hochwertige und komprimierte Kulinarik in atemberaubenden Städten, befördert mit 2 Top 10 Airlines dieser Welt, reißen einen aus dem Alltag heraus – „do it while you can!“