Die Algarve ist eine so bekannte und beliebte Region im Süden Europas, dass hier einem Ferienhaus an Ferienhaus wie auf einer Perlenkette gereiht, zwangsläufig unter die Augen kommt. Die Region verwöhnt mit durchschnittlich 3000 Sonnenstunden und das an mehr als 300 Tagen im Jahr. Die eigentliche Badesaison ist eher vorbei, obwohl die feinsandigen und oft geschützten Strände immer noch einladen. Die Fischküche die in einer solch überzeugenden Frische & Qualität daher kommt, ist ebenfalls an 365 Tagen auf dem Teller präsent. In Faro anzukommen ist schon etwas bequemer als zuerst nach Lissabon zu fliegen und die knapp 300 Kilometer mit dem Auto zu fahren.
Bei Sixt klappt die Fahrzeug-Abholung wie am Schnürchen, obwohl einiges los ist. Es wird ein Bon mit einer Nummer gezogen, wer über einen Status hier verfügt kommt schneller zum Zuge, was den Ablauf unterstützt. Das angemietete Fahrzeug ist ein recht neuer T-Roc aus dem Hause Volkswagen mit nur 7000 gefahrenen Kilometern.
Nach entspannten 45 Minuten Fahrt ist mal wieder das berühmte Fischerdorf Carvoeiro, der Ankunfts- als auch Ausgangspunkt für die nächsten Tage, erreicht. Im Unterschied zur deutschen Autobahn merkt man sofort, dass es sich um keine Transitregion handelt, also das fast nicht vorhandene LKW-Aufkommen in keinem Vergleich zur Heimat steht. Es lässt sich innerhalb einer Stunde bequem in den Westen, als auch in den Osten fahren, alles im Rahmen eines Tagestrips.
Und der erste Trip dieser Art geht diesmal zur „letzten Currywurst vor Amerika“, also zum westlichsten Zipfel des Kontinents. Der Food-Truck ist schon in der verdienten Winterpause, so hält eine Tüte Chips als Lückenfüller her, um dann auch gleich in der Kategorie des „Junk-Food´s“ zu bleiben. Die Klippen hier sind wirklich beeindruckend, von Muschelkalk geprägt, goldgelb in Licht der Sonne und bis zu 50 Meter hoch. Diese Höhe lässt Angler nicht abschrecken hier ihr (Fisch-) Glück zu finden. Auch ist die Region eine gute Surf-Ecke, bis zu 100 liegen im türkisfarbenen Atlantik und warten auf die perfekte Welle. Unmittelbar über ihnen thront die Festung Fortaleza de Sagres, eine Verteidigungsanlage aus dem 15. Jahrhundert. Aufgabe war natürlich die Verteidigung gegen Piraten und weniger der Lookout für die Wellenreiter. Für 3 Euro kann man die 1000m lange und 300m breite Landzunge mit ihrer Festung besuchen. Beide Ecken im äußersten Europa sind definitiv einen Abstecher wert und somit eine klare Empfehlung.
Auf der Rückfahrt ist das Restaurant Camilo der Lunchplace to be. Seafood natürlich und dass einfach gekocht, aber an Frische nicht zu überbieten. Selten gewordene rote Carabineiros, Seezunge oder Rotbarbe um nur einige Fische in der Auslage zu erwähnen, welche auf Eis liegen und vom Gast gezielt ausgewählt werden. Ein wenig Fachsimpeln mit dem Kellner und schon fällt die Wahl auf Pfahlmuscheln die leicht gedünstet werden, so zart und vollmundig daherkommen, einfach Natur pur! Der Blick schweift über das karge Grün der Küstenlandschaft, der Rose im Glas ist ein heimisches Gewächs, trocken ausgebaut und ein stilvoller Begleiter. Das Personal im Service, als auch in der Küche macht seinen Job unaufgeregt und souverän, tranquillo wie man so schön sagt, obwohl alle Tische belegt sind.
Auch eine Exkursion wert ist die Stadt Loulé, östlich von Carvoeiro gelegen und 16 km nördlich von Faro. Die Kreisstadt im Binnenland gibt es schon seit der Steinzeit und profitiert heute vom Fremdenverkehr. Die schöne neo-maurische Markthalle im Zentrum bietet, wen wundert es, neben viel frischen Fisch auch gute Gastronomie. So kommen zu Mittag Ceviche und Rabas Empanadas mit Dip und Bier auf den Tisch. Zum Espresso isst man traditionell ein Pastel de Nata, dass bekannte Pudding-Törtchen für welches die Welt, neben Cristiano Ronaldo, Portugal beneidet. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die dreischiffige Hauptkirche Igreja Matriz da Sao Clemente oder die Burg Castelo de Loulé im Stadtzentrum.
Auf der Rückfahrt geht es noch in den Apolonia Supermarkt, eine Art Frischeparadies für Gourmets oder für alle, die gute Lebensmittel lieben. Knackfrische Gemüse, leckeres Seafood oder auch eine Fleischtheke die vor Qualität nur so strotzt. Unser Lieblingsartikel bleibt, wie auch beim letzten Mal, der Bellota Schinken. Auch ein guter Schluck Wein darf nicht fehlen, die Abteilung bietet ebenfalls eine mehr als umfangreiche Auswahl. Zu empfehlen sind die Rot- als auch Weißweine von Esporao oder der Reserva vom Weingut Carm. Portugal ist ein sehr anspruchsvolles Weinanbaugebiet mit unterschiedlichsten Bedingungen. Vom Landesinneren, wo Tannin lastige Rot- aber auch Port- und Madeiraweine herkommen, bis zu klimatisch sehr wechselhaften Atlantik Gegebenheiten, bringen diese Tropfen durchaus unterschiedlichste Charakter hervor.
Der Tag endet mit einem traumhaften Blick über den Ozean, dem obligatorischen Glas Weißwein, gedämpften Muscheln, Baguette und überbackenen Kartoffeln, dazu ein wenig Aioli. So lebt es sich wie Gott in Portugal.
Fazit: Wenn die Kulinarik stimmt, kann man fast überall hinfahren, aber nur fast! 🙂
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