„Welcome to Auckland“
ist wie immer Musik in den Ohren der „Ankömmlinge“. So auch diesmal nach einer angenehmen Anreise. „All the way from Frankfurt“, mit einem stopover an der Westküste der USA, ging es mit Lufthansa und Air New Zealand in Businessclass an den wohl am weitesten entfernten Punkt der Erde, wenn man in Mitteleuropa startet.
Airline-Erlebnisse können schöner Natur sein oder das eine oder andere negative im Menschen wecken, zu meinem Glück bis dato eher von „positiv“! Premiumkunden sind die cash cow der Airlines und je nach Tagesform der Crew ein Reiseerlebnis das Lust auf mehr macht. Mit jeder Meile im vorderen Teil des Fliegers wird der Gang nach hinten schwerer und ist eigentlich nur noch als Erziehungsmassnahme zu sehen. Das fängt bei dem Sitzkomfort an, welcher sich zu einem komplett flachen, manche nutzen auch die Bezeichnung „Bett“, einstellen lässt. Hier gewinnt das Produkt von Airnz, da es nach dem „flachlegen“ mit einer Matratze ausgestattet wird und schon eher „ein Bett“ darstellt, als das der Lufthansa. Hinzu kommt das bei LH wohl ab und an ein Softwarefehler vorliegt, welchen den Sitz eher als harte Bank rüberkommen lässt, da dann die Luftpolsterung Ihre Wirkung verfehlt. Neben dem Sitzerlebnis ist auch entscheidend, ob die Servicequalität ein gewisses Niveau erreicht. Hier spielen Dinge eine Rolle, wie etwa die Frische des Essens und die Art und Weise wie das fliegende Personal den Service gestaltet. Von der Essensqualität geht der Punkt wieder an Airnz, etwas mehr „twist“ im Menu auch wenn Peter Gordon, der neuseeländische Starchef 2 x Hühnchen kreiert hat, einmal in der Vorspeise und einmal im Hauptgang. Vor allem den Hauptgängen merkt man im Vergleich zur LH an, dass diese nicht Tiefkühlmahlzeiten sind und a la minute von einem Koch angerichtet werden. Die LH-Weinauswahl auf dem Hin- und Rückflug ist wohl etwas sehr budgetorientiert ausgefallen, wenn 3 mal mittelmäßige Rotweine im Preissegement von 5-7 Euro auf der Karte stehen. Zum Glück ist der „Wein des Monats“ auf dem Rückflug ein ausgezeichneter, Chateau Belgrave, der allerdings das well-one servierte Rinderfilet nicht mehr retten kann.
Bei der Herzlichkeit im Service liegt allerdings diesmal die Lufthansa vorne, was wäre das Management, dieser streikgescholtenen Airline, ohne die Inflight Mannschaft – WELL DONE!
Fazit: Kulinarik schlägt shareholder value, somit geht der Punkt an Air New Zealand!
Zwischenstopp!
Ein Stopp am Airport München geht immer, hier findet fast jeden Sonntag der „sport1“ Doppelpass live statt. Ein Fussball-Stammtisch mit wechselnder Besetzung, diesmal mit Thomas Berthold, dem Weltmeister von 1990, Peter Stöger, dem inzwischen gefeuerten Trainer vom 1.FC Köln, Steffen Freund, Europameister 1996 und Ex-Tottenham Spieler, sowie Hansi Küpper der „Nostalgie-Kommentator“ des Senders. Marko Hannemann als freier Journalist und Thomas Helmer, Ex-Bayern und Dortmunder Spitzenkicker als Moderator, komplementieren die Runde.
Um 15:50 geht LH 458, ein 10 Jahre alter Airbus A340-600 Richtung San Francisco. Nach schon 2 stattgefundenen Besuchen in der Vergangenheit, dieser wunderschönen Metropole am Pazifik, steht Sillicon Valley auf dem Plan. Google, Facebook und Co haben dort ihre mega-offices und im Prinzip hatte ich mir mehr foodtrucks und kulinarische Konzepte erwartet.
Gerade google gibt sehr viel für die Mitarbeiter Verpflegung aus, was absolut lobenswert ist, bei einem börsennotierten Unternehmen. Den am Mitarbeitercatering lässt es sich immer gut einsparen, was hier nicht der Fall ist.
Schon zu Seefahrerzeiten, selbst auf Luxusjachten konnte ich erkennen wie wichtig eine gute Mahlzeit ist, in einem Umfeld jenseits des Privaten!
Je besser die Mitarbeiter versorgt sind, sprich was auf der Zunge erleben können in der Pause, desto höher ist es um die Motivation im Tagesgeschäft bestellt!
Standford, der Elite Uni der USA ist interessant, ein „brutal“ gepflegter Campus, ähnlich dem einer Bundesgartenschau, hat schon etwas „artificalles“, ob dies die hiesigen Studenten noch wahrnehmen und honorieren?
Mit UA 1681 geht es weiter nach Seattle, wo Starbucks seinen „R“ Store gebaut hat, ein Flagschiff in Sachen coffeestore. Rob, Marketing Manager von SB erklärt das Konzept und der im japanischen Siphon-Verfahren hergestellte Kaffee, mit einer Bohne aus Puerto Rico, schmeckt ausgezeichnet. Wenig bitter, sanft, ja sogar geschmeidig mit leichten Haselnussaromen und ganz ohne Milch, wie Kaffee oft konsumiert wird. (coffeecircle.com/hario-syphon-technica-vakkum-kaffeebereiter, news.starbucks.com/news/video-inside-starbucks-reserve-roastery-and-tasting-room)
Seattles „Needle Tower“ darf im Programm nicht fehlen, bei Wolken verhangenen Himmel hält sich die Aussicht in Grenzen und lässt die Schönheit der umliegenden Vulkan-Berge nur erahnen.
Mittwochs bringt mich der Bus, entlang traumhafter Landschaften, in Richtung Kanada. Ein quick lunch in der „Rogue Kitchen and Wetbar“ wo es anscheinend zur happy hour auch mal feuchter zugehen kann, ist akzeptabel und es ist etwas schade das nicht mehr Zeit vorhanden ist, für die so relaxte Stadt am Pazifik, welche schon 2001 Station war. (roguewetbar.com)
Die Airnz 23 nach Auckland ist ein „red eye“ flight. Die erwähnte Matratze lässt ein paar Stunden Schlaf zu und der Flug über die Datumsgrenze, welchen einen 2 Tage später ankommen lässt, hält einiges an Kulinarik und Inflight Entertainment parat-somit sind es kurzweilige 13 Stunden. Und da ist sie wieder, die „City of Sails“ am anderen Ende der Welt. Nirgendwo sonst fühlt man sich so weit weg vom Bürostress, der hektischen Betriebsamkeit des deutschen Alltags wie hier unten, „down under“ halt.
Nach dem Mietwagen pick up geht es Richtung Coromandel Halbinsel, auf die Käsefarm „Matatoki Cheese Barn“ am Paroa Highway. Das dort hergestellten Käseprodukte können es in jeder Hinsicht mit europäischen Herstellern aufnehmen und werden ausschließlich aus Bio-Milch hergestellt. (thecheesebarn.co.nz)
Einige Tage Entspannung bei BBQ, NZ Beer und Wein, sowie Tagesausflügen zu den fein- sandigen Stränden der „Coromandel“ unterstützen das „laid back“ feeling welches schnell nach der Landung eintritt. Surfboards sind aller Orten zu mieten und die Wellen an den sonnigen Sommertagen sind auch für Anfänger sehr gut geeignet.
Das Farmleben ist nicht so jedermanns Sache, im 100 Jahre alten Kauri Holz Haus zieht es mal mehr, mal weniger, der Hahn scheint seine innere Uhr auch noch nicht angepasst zu haben, da er anstatt zum Sonnenaufgang um 5.00 Uhr immer schon um 4.00 Uhr aktiv wird.
Ob ihn ein Possum aufgeweckt hat oder die Lama´s, welche auf dem grünen Gras die erste Mahlzeit zu sich nehmen bleibt ein Rätsel.
Lamas in NZ? Naja ein paar Tiere hier sind hier nicht „endemisch“ und wurden eingeführt, genauso wie die zu vielen Hasen welche die Engländer schon vor 1800 hierher brachten. Die Farmer beschweren sich über all die Löcher und Zerstörung, aber die Antwort ist kiwistyle einfach, es geht halt mal „rabbit shooting“ zum sonntäglichen Sonnenuntergang.
Nach dem ersten „herunterfahren“ geht es weiter Richtung Bay of Plenty. Kilometerlang die Kiwifarmen entlang des pacific coast highways, die Hafenstadt Tauranga als städtischer Mittelpunkt der Region und weiter Richtung Osten. Traumhafte B&B´s direkt am Meer und der vorgelagerten Vulkaninsel „white island“, laden zum Träumen und genießen ein.
Weiterer stopover ist Gisborne, Poverty Bay! Warum eigentlich Armutsbucht?
Captain Cook landete hier 1769, entdeckte Neuseeland im Namen der Queen und der westlichen Zivilisation. Die Maori´s, Neuseeland´s Ureinwohner, waren vermutlich schon mehr als 2000 Jahre vor ihm und seiner Crew da, entsprechend fiel die Begrüßung kühler aus. Das Klima im Dezember ist hier einmalig, recht sonnenintensiv tagsüber, kühle Nächte und somit angenehm zum Schlafen. Ein top Klima für den Wein der hier wächst, besonderes die Sorten Chardonnay, Cabernet Sauvignon und Merlot, allesamt Trauben welche hohe Tagestemperaturen gut vertragen. Mein Lieblingsweingut
„Te Mata“ in Havelock North besuche ich diesmal nicht, weil es mit „Luft“ und Fähre via Wellington ersteinmal nach Picton geht. Der Flug in der 19 sitzigen Propellermaschine ist beeindruckend da zur Landung in Wellington, durch die komplette bay „gesegelt“ wird, „downtown rechter Hand.“
Keine 3 Stunden später heißt es „Leinen los“ und die Fähre über die Cook Straight legt ab, um gegen 17.00 Uhr in Picton, dem hübschen Hafenstädtchen, anzulegen. Picton ist Ausgangspunkt zu allen Touren im Sound, egal ob entlegen ein Häuschen angemietet wird oder eine Lodge betrieben wird.
Die 15 km der Queen Charlotte Tageswanderung präsentieren sich am Folgetag als sommerlicher Traum. Zuerst geht es mit Beachcomber Cruises zur Ships Cove, einem weiteren früheren Ankerplatz für James Cook und seine Endeavour Crew. Auf dem Weg begleiten uns Hector Delphine welche sich in den Gewässern des Marlborough Sounds spielend wohlfühlen und ausreichend Nahrung finden.
Der Track selber schwingt sich auf bis zu 300 Höhenmeter, mit herrlicher Aussicht auf das dunkelblaue Wasser des Pazifiks und den schattenspendenden Silverfern.
Eine kühle Erfrischung ist die eine oder andere „bay“, welche zur Mittagspause zu einem Bad einlädt.
Kulinarische delights werden hier besser mitgebracht, weit und breit keinerlei Kiosk oder anderweitige Köstlichkeiten – be prepared!
Die Furneaux Lodge ist der Endpunkt der heutigen Etappe, wer in style übernachten möchte tut das hier oder schlägt sein Zelt auf dem eigens dafür markierten Areal auf.
Für mich geht es per Boot wieder zurück zum Ausgangspunkt, mit einigen stopovers weil ja schliesslich die eine oder andere abgelegene Bar oder Wohnung angelaufen werden muss. (beachcombercruises.co.nz, furneaux.co.nz)
Die super wanderlustigen können den Track in 3-5 Tagen zurücklegen, was sich dann auf 70 km addiert. Nicht vergessen, „what you bring in, you will take out“! Also Müll zu hinterlassen ist nicht angesagt, trotzdem ist der Rucksack meistens leichter als beim Start.
Via Blenheim nach Nelson.
Leider stoppt heute im Sound ein Carnival Cruise Ship mit geschätzten 4000 zusätzlichen Gästen „in town“. Was auf der einen Seite den Geschäften üppige Zusatzumsätze beschert ist für langjährige Neuseelandbesucher ein „graus“. Typische Pauschaltouristen betreten das andere Ende der Welt nun seit einigen Jahren, welche durch erfolgreiche Filme mit „Hobbit´s“, oder auch „Herrn der Ringe“ immer mehr an Beliebtheit gewonnen hat. Nicht zu unterschätzen ist auch die größere Anzahl an reisefreudigen und finanzkräftigen Asiaten die von Emirates und Co „gebracht“ werden. Allerdings findet man diese Touristen eher wenig auf den vielen Wanderwegen, weil es sich dort doch recht schwer mit Louis Vuitton Schuhen laufen lässt oder es einfach kein Spaß macht 15 km lang an keinem Shop vorbeizukommen.
Also nix wie raus und einen stopover in Blenheim, dem Ausgangspunkt zum Weinanbaugebiet „Marlborough“ machen. Cloudy Bay hat den Sauvignon Blanc außerhalb Neuseelands bekannt gemacht, aber mittlerweile werden hier auch sehr gut Malbec, Chardonnay und Pinot Noir angebaut. Wo hervorragender Wein angebaut wird, findet sich meistens auch sehr gutes Essen. Ich diniere im Bistro von „Herzog´s“, einem Schweizer Ehepaar, dass vor über 10 Jahren in die Weinregion gekommen ist und nun neben dem eigenen Anbau von Wein ein Bistro und Restaurant betreibt. (herzog.co.nz)
Auch hier macht sich gutes Personal „rar“. Das liegt weniger daran an einer etwas abgeschiedenen location zu sein, sondern vielmehr ein Problem der weltweiten Branche ist. Wenige möchten dies in dieser Form noch leisten, Wochenendarbeit und zur Feierabend Zeit. Dazu noch der Hang zur Unterbezahlung, besonders wenn der Wirt nicht gut wirtschaften kann und die Deckungsbeiträge zu gering ausfallen.
Bei den Herzogs sitzt man traumhaft im Garten zwischen den Reben und im Hintergrund der im viktorianischen Stil erbaute Gutshof. Zum neuseeländischen Entrecote trinke ich einen roten „Spirit of Marlborough“ welcher aus den Trauben Cabernet Sauvignon und Merlot besteht und für ein minimum von 3 Jahren im Holzfass ausgebaut worden ist.
Ein absoluter Genuss für all diejenige die Tannine, kräftige, volumenreiche Rotweine mit einem gewissen Portwein Charakter mögen ist der „Spirit“ ein tasting auf jeden Fall wert!
Von Blenheim nach Nelson
Mit 2 weiteren Flaschen Wein im Gepäck geht es Richtung Tasman Bay. Früher hieß es immer das „Rentnerparadies“ Nelson, dass hat sich geändert. Immer mehr Direktverbindungen zu einer der wetterbeständigsten Regionen Neuseelands, egal zu welcher Jahreszeit, erhöhen die Attraktivität.
Hier betreibt Steven Coyne, ein Freund aus meiner Neuseelandzeit, das „Harbourlight Bistro“. Frische „Kiwi-Küche“ mit tollen Weinen der Region und dem Blick in die Tasman Bay, sind eine willkommene Pause, bevor es zum Beispiel zum „Abel Tasman Track“ mit seinen goldenen Stränden geht oder dem Kahurangi National Park mit atemberaubender Natur „Made in New Zealand“. (harbourlightbistro.co.nz)
Fazit: Fahr doch mal hin! „Immer wieder gern, vielleicht 2017!?