Die Region:
Wer eine Unterkunft an der Ostküste der Coromandel Peninsula sucht ist in der Puka Park Lodge in Pauanui gut aufgehoben. Dieser Ort wurde von 2 Deutschen entworfen, ein bis heute auch in Sachen Eco Tourism vorbildlicher Ansatz. Die Entscheidung viel 1966 nach dem Honeymoon von Reiner und Angie, in Neuseeland etwas bleibendes zu etablieren und die Umsetzung mit dem Bau erfolgte Ende der 80er. #respect #vision Dabei wurden die Chalets, so berichtet man, einzeln mit dem Helikopter eingeflogen. Somit blieb der Impact für die Umwelt verhältnismäßig gering und nur wenig Bush-Landschaft wurde zerstört.
Das Konzept und der Empfang:
Verläuft rustikal, Kiwi Style halt. Es fehlt einfach ein wenig an Senior Erfahrung um das smarter zu machen. Es kommt eher das ländliche Neuseeland in der Ansprache zum Zuge – rual halt 😊
Der Verlauf ist allerdings und zugegeben absolut in Ordnung. Vom Gefühl ist es eher ein wenig Supermarkt-Kasse, dass liegt eventuell auch daran das man einem 20-jährigen gegenüber sitzt.
Im Anschluss überreiche ich für meinen Freund und den lokalen Käsehersteller Kelvin Muster an den Küchenchef Jonathan. Ob sich hier eine Geschäftsgrundlage bietet ist nicht final, aber durchaus zum kulinarischen Konzept passend. #regionalität
Vom Lodge-Haupthaus aus, wo die Rezeption und das Restaurant integriert wurden, geht es mit dem Golf-Buggy zum Chalet Nummer 12. All diese kleinen Unterkünfte liegen am Steilhang, 48 an der Zahl und sind in die Vegetation des Mount Pauanui integriert worden. Ein echtes Meisterwerk und Unikat das die Gründer Rainer und Angie geschaffen haben. Ich durfte Sie noch kennenlernen was allerdings und mittlerweile schon über 20 Jahre her ist. Seit einigen Jahren haben sich beide zurückgezogen und nun betreibt der Global Player Accor das Anwesen.
Beim betreten des Areals fällt auf das der eine oder andere Dollar gut investiertes Geld wäre, um mal wieder den kommunizierten 4.5 Sterne Standard zu erreichen. Dem Röntgenblick von anspruchsvollen Gästen entgeht dann halt wenig. Teppichböden die nicht zu 100% sauber sind und „Dauerflecken“ aufweisen, Ecken an der Veranda die mal wieder gestrichen werden könnten, bis zu einer Sauna die eher den Eindruck vermittelt das sie „außer Bertrieb“ ist. Trotzdem tut das dem Charme der Anlage nur wenig an und der Gast genießt ein gewisses Kiwi-Flair, sprich „imperfection“.
Das Frühstück ist dann aus der Kategorie Durchschnitt, aber auf einem soliden Niveau. Hash Browns, Baked Beanz, Speck, Würstchen, Toast und diverse Brotaufstriche ist vieles dabei. An Tag 2 ist das Angebot reduziert, nun gibt es ein a la carte Angebot, meine Auwahl ist dann auch prompt nicht verfügbar.
Zur Überraschung gibt es keine klassischen „cold cuts“, also eine gewisse Auswahl an Aufschnitt oder auch das aus Europa bekannte Käseangebot. Eine interessante Erfahrung erfährt der Gast dahingehend mit Serviceangestellten, welche bei der Bitte nach 2 Scheiben Käse, 4 Tomatenscheiben und 3 Zwiebelringen dies zuerst mit der Küche absprechen müssen. Die Produkte werden zugesagt und kosten 5 neuseeländische Dollar extra – fine! Viele von uns sind die letzten Jahre an Inflation und steigende Kosten gewohnt. Nach 5 Minuten des wartens wird der Betrag auf 10 Dollar verdoppelt- eine interessante Geschäftspraxis. Die Kommunikation ist unglücklich und erfolgt bei der Überreichung der gewünschten Zutaten. Unter dem Strich wieder was gelernt, allerdings auf der negative side of life.
Bei guten Wetter genießt man auf der Terrasse jede Mahlzeit bei grandiosen Ausblick in die grüne Traumlandschaft der Coromandel Halbinsel.
Unweit der Anlage kann man Golfen, eine Runde im Pool drehen, ins Fitnessstudio gehen oder am 3 Kilometer langen Strand die Seele baumeln lassen. Alternativ wandert man auf den Mount Pauanui hoch, was nicht ganz ohne Mühe ist. 1-2 Stunden to the top, ja eine schweißtreibende sportliche Aktivität die allerdings mit einem fantastischen Ausblick belohnt wird. Der Abgang ist etwas „schlüpfrig“ und man sollte immer auf der Hut sein nicht auf dem Hosenboden zu landen und als Ganzes runterzukommen.
Küchenchef Jonathan aus den Philippinen, der vor einem Monat hierher kam, wird so seine Aufgaben haben um für den Sommer 2024/25 der Hochsaison die Mannschaft auf Trab zu bringen. Hospitality ist in Neuseeland kein Fach von der Schule aus. Viel ist selbstständig angelernt und oft fehlt den handelnden Personen, besonders im Service, der Blick für den Gast. Da sieht das Frühstücksangebot schnell„abgegrast“ aus, anstatt es direkt abzuräumen und die letzten Wünsche individuell aufzunehmen. Es werden wie erwähnt unglückliche Entscheidung getroffen, welche dann auch noch bescheiden kommuniziert werden. Im Gespräch mit dem GM wird schnell klar das er darauf hofft, dass die Gäste aus Übersee gewisse Defizite hinnehmen, weil es ja durch den lokalen Charme ausgeglichen werden kann. Eine These die nicht völlig von der Hand zu weisen, allerdings auch mit einem gewissen Optimismus verbunden ist.
Am Abend ist das servierte T-Bone Steak hervorragend gegrillt und kommt mit der so klassischen Kräuterbutter und gerösteten Gemüsen auf den Teller. Der Merlot von der Südinsel ist mild im Geschmacksprofil, wenig Tannine und passend. Bis auf das Fleisch und den Wein ist die Stilistik des Gerichtes wenig Regional, immerhin stimmt die Produktqualität.
Die Zimmer:
Das Tawa-Tree-Hut- Chalet hält was es verspricht. Ein Safe für die Wertsachen, eine kleine Terrasse mit Blick in den wunderschönen Busch und Nachthimmel, eine große walk-in Dusche, das komfortable Bett und viel Tageslicht machen diese Chalet´s zu einem urigen Erlebnis. Diese sind steil am Hügel integriert und man wird auf Wunsch abgeholt oder noch besser hochgefahren.
Das Fazit:
2 Nächte sind eine gute Zeit um die Facility mal wieder unter das Auge zu nehmen. Zugegeben es gibt nach Covid und den flutartigen Regenfällen aus 2023, die die Region komplett über Monate isolierte, einen gewissen Nachholbedarf in Sachen Umsatz. Zudem kommt der Investitionsstau den die Lodge definitiv hat, also eine schwierige Aufgabe. Man stellt das an den Fußböden, Sitzmöbeln, aber auch dem Pool- und Saunabereich fest. Es bleibt zu hoffen das diese so schöne Anlage ein gehobene Unterkunft bleibt und nicht eines Tages in sogenannte „Condos“ umgestaltet wird. Gar nicht auszudenken das sie geschlossen wird. Die oft kommunizierten 4 Sterne als Hotel würde ich allerdings zur Diskussion stellen wollen, da ist man aktuell wohl eher im 3 Sterne plus Bereich. Unter dem Strich steht, diese Location am anderen Ende der Welt ist unique!
Euer Christian