Flight Review: Lufthansa Business Class nach Singapore

Die Ausgangslage:

Es geht mit der Lufthansa nach Singapore. Das Business Class Produkt in der Sitzordnung 2-2 (upper deck) bzw. 2-2-2 (main-deck)  ist etwas out-dated, es besteht kein freier Zugang zum Gang von den Fensterplätzen aus, somit ist die gute alte Kletterstube angesagt, wenn der Gast „raus“ will. Bei einer Reise zu zweit ist es auch in Sinne der Privatsphäre noch ok, für Alleinreisende ist es eher unangenehm. Traurig genug das dies noch die nächsten Jahre in vielen Flugzeugen der Kernmarke so bleiben wird! Aber es gibt Hoffnung da der neue Sitz, welcher seit 2017 alljährlich vorgestellt und durch die Medien geprügelt wird, dann doch im Sommer 2024 final zum Erstflug abheben soll.

Boarding und der erste Eindruck:

Ein Zubringer aus Düsseldorf nach Frankfurt ist der gewohnte Standard Economy Seat, welcher als Business Produkt verkauft wird. In Frankfurt angekommen geht es weiter zu den Abfluggates Z, vorher sitzt man noch bei einem Gintonic in der Lounge um die Zeit zu überbrücken, dann geht es tatsächlich schon los Richtung Singapore. Das Priority Boarding klappt in Summe sehr gut, im Flieger angekommen geht es in das Upper Deck. Ich persönlich liebe das Obergeschoss der 747. Die Maschine ist 11 Jahre alt und noch mit der alten Lackierung unterwegs, man wird herzlich begrüßt. Schon jetzt macht es Hoffnung das eine gute Crew die Missstände und Versäumnisse der Konzernleitung ansatzweise retten kann.

Das F&B Angebot:

Zu Beginn zeichnen sich erste Schwächen ab, die selbst die beste Crew der Welt nicht auffangen kann. Auf der Internet Speisekarte wird ein NV Lanson Champagner Black Label kommuniziert, was man dann an Bord erhält ist eher Preiseinstieg, der Heidsieck Monopole NV. Online wird bei Lufthansa immer von exklusiven Weinen gesprochen, was ausgeschenkt und in weiten Teilen eher Realität ist, sind Weine aus dem Bereich von 6-8 Euro netto. Das kann bei aller Einkaufssynergie kein Premium Tropfen sein, hier bleibt LH sich leider treu und agiert eher auf Discounter Niveau und im Sinne des Shareholder Value Ansatzes. Die Vorspeise das Tuna Tataki mit etwas Brokkoli, Kichererbsen Püree mundet. Im Hauptgang gibt es Zander der eher moorig/erdig schmeckt obwohl er ein Weissfischfilet bekannt ist. Worauf ist dies zurückzuführen? In der Aquakultur Haltung werden leider zu oft Abstriche bezüglich Fischanteil und Frischwasser gemacht da kostenintensiv. Man steigert die Produktivität aber nicht die Qualität, es leidet das finale Produkt und somit die Gast-Experience! Es ist um ehrlich zu sein wenig apptetitlich und erinnert an negative Berichte aus der norwegischen Lachszucht. Auquakultur kann sicherlich ein Lösungsansatz sein in der Versorgung der Welt, aber nicht auf dem Level! Wo wir schonmal bei den LH Hauptgängen sind, diese sehen seit 20 Jahren so gut wie immer gleich aus. Ähnlich bis gleich angerichtet, immer wieder der Gulasch, eine Hähnchenbrust oder ein Pasta-Gericht und alles zentral in einer Fabrik gekocht. Das ist durchaus normal und in Ordnung, nur der Unterschied zu anderen Airlines ist, dass die Gerichte nicht noch in der Flugzeug-Galley finalisiert werden und darüber hinaus beim Wareneinsatz gespart wird. Dies lässt weniger Individualität, Frische und Gewürze zu und so mancher kreative Flugbegleiter kann es somit auch nicht auf Restaurant-Niveau heben. Bei Lufthansa wird der Teller am Fließband komplett angerichtet, tiefgekühlt und später nur noch im Ofen als Einheit erhitzt. Auftauflüssigkeiten vom Gemüse zum Beispiel, läuft direkt in die gebundene Soße, viele Komponenten sind in ihrer Stufe leider recht weit gegart und in Summe ist es dann ein Produkt, welches nicht in der oberen Liga mitspielen kann. Da mögen vermeintliche Luxus-Schlagwörter wie Trüffel, Belugalinsen, Edelschimmelkäse oder Entenbrust noch so „upmarket“ im Ohr klingeln, es sind leider nur und ausschließlich die Einstiegsprodukte ihrer Zunft. Das ist in der Kategorie Premium irgendwie auch zu wenig, um Glaubwürdigkeit auszustrahlen.

Vor der Landung steht unter anderem ein Griesbrei mit Pofferties zur Auswahl, dass sind kleine Pfannkuchen die locker leicht und zu meiner Überraschung wirklich gut umgesetzt wurden. Der Grießbrei ist cremig, in seiner Konsistenz wirklich gut, allerdings mit „Instantflocken“ hergestellt. Dabei bleibt oft der urige, getreidige und originale Geschmack von Grieß auf der Strecke. Trotzdem ist es unter dem Strich solide! Alternativ gibt es ein Rührei mit Süßkartoffelragout oder die Joghurt Bowl mit Cranberrys und Walnüssen.

Der Sitz:

Über diesen Sitz ist eigentlich schon alles gesagt. Das er sich zu einer komplett flachen Liegefläche ausfahren lässt ist vielleicht noch die positivste Eigenschaft. Geringe Staufläche, wenig bis keine Privatspähre und ein relativ kleiner Bildschirm mit einer mittelmässigen Filmauswahl, sind keine Attribute die in der Liga „Premium“ auffindbar sind. Zugegeben ist die Matrazenauflage, die qualitativ gute Decke und das Van Laack Schlafanzug-Oberteil noch eine gutes add-on! Der Kulturbeutel ist stylisch und mit einem Porsche-Design Emblem versehen. Er beinhaltet neben den Socken, der Zahnbürste auch noch Pflegeprodukte von de loccitane.

Fazit:

Die Crew als Team war herausragend. Was die anderen Details angeht befindet man sich im Mittelmaß der Business Class Angebote.  Man kann nur hoffen das mit dem neuen Produkt Allegris, eine doch noch gute Lösung für die Passagiere bereitsteht. Allerdings müsste Lufthansa hier einen Umsetzungspeed erreichen, welchen man in den vergangenen 6 Jahren seit Ankündigung noch nicht hat sehen können. Daumen drücken und viel Erfolg dabei!

Euer Christian

 

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