Die Lufthansa First Class – eine Bestandsaufnahme

2022, 1.September, LH-Flug 402 von FRA-EWR, sprich New York, New Jersey.

Was ein wenig faktisch beginnt, ist für viele Menschen eine „once in a lifetime“ Erfahrung. Ein Ticket in der Lufthansa First Class mit Abflug aus der wohl besten Lounge der Welt, dem First Class Terminal in Frankfurt am Main, aber dazu gleich mehr. Eines vorweg, dass Ticket ist mit Meilen bezahlt worden, was im Umkehrschluss heißt, 96000 Meilen und 500 Euro für Steuern und Gebühren, eine value welche ich für gut erachte. Ein one-way in der LH First Class an diesem Tag kostet 7200 Euro, nun ja wie man auf diesen Preis kommt ist mir allerdings schleierhaft.

Das First Class Terminal (FCT) in Frankfurt erwartet einen Gast aufgeräumt, mit einer Sicherheits- und Eincheckkontrolle die an Effizienz nicht zu überbieten ist. Es dauert vielleicht 5 Minuten dann ist der Vorgang auch schon erledigt. Das Interior der Lounge hat sich seit meinem letzten Besuch vor 3 Jahren nicht geändert, 2 Jahre davon war sie auch Covid bedingt geschlossen. Einzige Anmerkungen an diesem Punkt, man hat die Zeit nicht genutzt um gewisse Ecken zu modernisieren. Alles hat den Charme von Anfang der 2000er. Seit 2004 dem Jahr der Eröffnung ist nichts, aber auch so absolut gar nichts weiterentwickelt worden. Erneut ein klares Sparzeichen des Lufthansa Konzerns. Teilweise läuft das DO&CO Catering Personal in unsauberen Uniformen herum, auch wurde der Anteil Personal aus meiner Sicht nach unten hin angepasst. Ein Blick in den back-of-house Bereich, sprich die Küche lässt einiges an Klebeband erkennen, ein klares Zeichen das Renovierungen vertagt werden. Das eigentliche USP der Lounge ist aber erhalten geblieben, effizient einzuchecken,  die Passkontrolle einzeln zu durchlaufen und im Hybrid-Porsche zum Flieger gefahren zu werden – #USP

Im Flieger angekommen geht es direkt auf den Sitzplatz 1A, bzw. 1K. Die erste Reihe hat mir seit jeher gut gefallen, niemand der auf dem Weg zur Toilette an dem Sitz vorbeiläuft und zudem sitzt man noch vor den Piloten, in der „Queen of the Skies“ der Boeing 747. Auch dem Sitz merkt man sein Alter an, in diesem Fall sind es genau 8 Jahre, die Sauberkeit in den Ritzen ist bedingt auf „Excellence-Level“ aber ok. Der Flieger hat laut verfügbaren Daten genau 2.5 Stunden Aufenthalt in Frankfurt gehabt, er kam aus Sao Paulo, Südamerika. Die Abflugzeit verspätet sich leider um 1 Stunde, angeblich müssen noch Essen geladen werden. Diese Stunde überbrücken wir mit einem Charles Heidsieck Champagner Jahrgang 2006, der mit leichten Haselnuss Aromen auf der Zunge brilliert. Soweit so gut, was nun folgt ist in dieser Liga eher Kategorie, „why“? Es ist nur eine Flasche dieses edlen, wohlschmeckenden Schaumweins geladen, wohlgemerkt für 8 Personen, denn die First Class ist ausgebucht. Der angedachte Ersatz kommt nicht annähernd an dieses Gewächs heran, somit begnügt man sich auf Business Class Niveau. Der in der Speisekarte hinterlegte Wein hat den Weg ebenfalls nicht an Bord gefunden, was man getrost als Fehlleistung anrechnen darf. Nach einer Stunde geht es dann los, über das Frankfurter Ostend. Majestätisch erhebt sich die Boeing 747 mit ihren 4 Triebwerken, ein Start wie man sich ihn nicht besser vorstellen kann. Der Blick auf die europäische Zentralbank und das Frankfurter Nordend ist klar und frei von Wolken an diesem spätsommerlichen Tag. Der Service beginnt unmittelbar nachdem die Anschnallzeichen aufgehoben sind, traditionell in der First Class immer mit dem Kaviar. Aus nachhaltigen Gesichtspunkten kommt das Produkt aus der Aquakultur zum Einsatz, leicht salzig, feinperlig im Korn und mit einer feinen salzigen Note. Aus der Vorspeisenauswahl degustiere ich noch die Kaisergranat, den Seeteufel und die Kalbsrückenröllchen, welche heute vom Rind sind-nagut. Da im Champagner Bereich der 2007er Prestige Cuveé Grande Rosé Alexandria aus dem Hause Laurent-Perrier nicht geladen ist, begleiten uns die „bubblies“ von Alain Cuvée ebenfalls aus dem Jahre 2007, welcher meiner Meinung nicht im Ansatz ein First Class Champagner ist. Da ich auf den in der Karte hinterlegten Sauvignon Blanc wechseln möchte, wird mir erneut leider vermittelt, dass dieser nicht geladen ist. Nunja das höre ich ja nicht zum ersten Male heute-nevermind! Besser wird es noch im Hauptgang, dem gebratenen Büffelsteak mit Kräuterbutter, gefüllter Kartoffel, Crème Fraiche und getrockten Tomaten. So weit so gut, aber was auch immer in der Flug-Galley abläuft, er wird KALT serviert, ja richtig komplett kalt. Wenn ich so zurück schaue in gut 30 Jahren „Travel“ ist mir das noch nie passiert, egal in welcher Klasse. Anscheinend sind viele von der Rolle dieser Tage und ich freue mich auf eine Runde Schlaf im 2m langen Sitz-Bett. Dabei wird der Sitz ausgefahren und mit einer Matratze ausgelegt, die flauschig kuschelige Bettdecke lässt einen tief träumen. Der Kulturbeutel im Porsche-Design kommt edel rüber, allerdings nicht im Ansatz so wie die Rimowa Minikoffer der Vergangenheit.

Nach 8 Stunden Flug, einem weiteren Snack, dem Beyond No-Meat Burger, landet es sich gut erholt in New York. Ob man dafür 7200 Euro bezahlen sollte, eher NEIN. Selbst das Meilenpaket erachte ich als grenzwertig, schließlich basiert es auch auf einer Kalkulation, die zwar günstiger daherkommt, aber erspart wurde mit der Sehnsucht auf ein perfektes Produkt.

Fazit: Ich gebe zu das es ein gewisses jammern auf hohen Niveau ist. Wer Vollzahler ist würde sicherlich erheblich enttäuscht sein. Die Zeiten sind andere, Personal fehlt und es ist verunsichert, Dinge sind in die Jahre gekommen. Wie Lufthansa diesen Investitionsstau in den kommenden Jahren abbauen will ist mir ein Rätsel. Schließlich will kein Premium Kunde 5 und mehr Jahre auf einen echten Change warten.

Euer Christian

die LH First Class

 

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