Der Setzkasten – 1 Stern Michelin im Edeka Souterrain

Sterneküche im Keller! Was unfassbar klingt kommt hier wirklich richtig gut an. Es ist auch ein klares Zeichen dafür, dass wenn die Lage vielleicht nicht 1A ist, dass kulinarische Konzept die Frequenz bringt und die Lage mehr als ausgleicht. Gut wird man sagen, aber der Edeka Zurheide im Zentrum von Düsseldorf ist doch eine 1A Lage. Allerdings keine welche sich als leicht zugänglich erweist, da er im Kellergeschoss, weit ab von Tageslicht liegt. Der Service Gedanke den man hier erlebt und im Supermarkt ist so wie man sich diesen auch in anderen Dienstleistungs-Angeboten gerne wünschen würde. Auf 10.000 Quadratmetern (!) findet man das, was man von einem guten Kaufmann sich wünscht, nein es ist definitiv mehr, es ist die Superlative in Sachen Qualität und Auswahl.

Zurück in das dortige Restaurant. Den Aperitif nimmt man in der gediegenen Champagner Bar zu sich. Der Piper-Heidsieck Rose ist ein nicht ganz so mineralisches, typisches Getränk wie man es aus der Champagne kennt, eher mit Noten von Erd- und Brombeere, ja sogar eher einem lieblichen Abgang. Obwohl mitten in der Weinabteilung gelegen, kommt das Ambiente der Bar sehr gediegen und ruhig rüber, mit Blick auf die edlen Weine im Kühlschrank. Der Weg in das Restaurant ist nun ein Katzensprung und der erste Gang ist ein Ceviche Peru mit Tigermilch, welche allerdings (zum Glück) keine ist. Der Thunfisch mit Topinambur-Espuma kommt mit reichlich Säure daher. Für meinen Gaumen zu viel, ich bin kurz davor eine Sodbrenntablette zu bestellen! Zum Glück balanciert die bestellte Weinbegleitung, nämlich der Tenuta Ulisse Pecorino Terre di Chieti aus dem schönen Mittelitalien, mit seiner verhältnismäßig milden Säure das Gericht aus. Zudem gefällt mir die Optik des Thunfisches nicht,  mit etwas Staudensellerie sieht es recht „matschig“ aus, was kein besonders schöner Anblick ist. Gleich vorab ist diese Vorspeise der schwächste Gang, welcher an diesem Mittag serviert wird, also machen wir einen Haken dran. Beim anschließenden Gericht freut man sich das es noch diese Produkte überhaupt gibt, nämlich die Jakobsmuscheln, einfach köstlich! Jahreszeitlich gereicht kommt sie mit Spargel, Bernaise und Demiglace auf den Teller und einem touch gestäubten Cayennepfeffer. Bis zum Hauptgang wird auch das hausgebackenes Brot gereicht, knusprig lecker und mit aufgeschlagener Butter, die so schaumig ist, ein Gedicht! Der Hauptgang wirkt auf mich etwas wie die guten alten Deko-Zeiten! Der sous-vide gegarte Iberico Rücken mit Ingwer und Grieben sowie etwas Erbse, ist mit einem kleinen Salatbouquet angerichtet, was optisch durchaus gefällt, allerdings mich in meiner Karriere in die 90er versetzt. Natürlich ist er butterzart, der dazu gereichte Pinot Noir aus Neuseeland passt herausragend zum Schwein. Das Weingut Graggy Range sitzt nördlich von Wellington in Martinborough, wo neben guten Pinot´s auch fantastische Chardonnay´s herkommen. Einer meiner Favoriten ist das erst 1979 gegründete Weingut „Dry River“, von welchem leider nur so kleine Mengen den Weg auf das europäische Festland finden, dass einen eher dazu tendieren lässt hiesige Weine aufzuziehen. In dem Zusammenhang sei mal erwähnt, dass dies wesentlich nachhaltiger ist, als wenn die Flasche erstmal mit dem Container Schiff 6 Wochen nach Europa gereist ist!

Kommen wir zum Dessert, der Burrata-Basilikum-Mandel Nocke. Streng genommen ein Käsegang, zumindest würde er sich dafür qualifizieren. Die Nocke ist überzogen mit einem Gelee, das Innere wachsweich und schneeweiss! Das Basilikum-Öl mit der Mandel ist die logische Ergänzung und das fruchtig, ja fast schon nach Mandarine schmeckende Aprikosen-Garnité, erzeugt. Es ist eine inspirierende und geschmacklich herausragende Kombination. Für den Crunch ist dann final die grob gehackte, geröstete Mandel zuständig, insgesamt ein würdiger Abschluss für das 4 Gang Setzkasten Menü.

Fazit: Ein gediegenes Mittagessen kommt in den häufigsten Fällen in unseren hektischen Breitengraden und speziell in Deutschland eher weniger vor! Deshalb ist es, gerade in einem so schönen wie kulinarisch anspruchsvollen Umfeld mit herausragenden Service, eine große Freude.

Euer Christian

https://dryriver.co.nz/

https://www.setzkasten-duesseldorf.de/

Verpasse keine Neuigkeit
Melde dich jetzt zum CuisineMaster-Newsletter an!

Review: die Pearl Lounge in Stockholm

Diese Einrichtung findet sich am Ende von Terminal 5, hinter der Sicherheitskontrolle bei Gate C 37. Stolze 14 Stunden Öffnungszeit, von 6.30 Uhr morgens bis 20:30 am Abend sind im Airline und insbesondere dem Lounge Bereich keine Seltenheit. Stockholm ist nun auch nicht ein Hub von globaler Größe, wo man durchaus bis zu 18-24 Stunden öffnet. Gegenüber vom „Cafe RC […]

Review: Chateau Tour Saint Christophe 2016

2016 war im Bordeaux ein ganz hervorragender, ja sogar ein Jahrhundert Jahrgang. Bei den gekelterten Beeren handelt es sich um feinste Ware aus der Appellation Saint Emillion, vom rechten Ufer der Gironde. Die Region ist bekannt für seinen hohen Merlot Anteil, so auch die Weine. Dieser ist immer etwas harmonischer als der große Bruder Cabernet Sauvignon. Der Grand Cru aus […]

Reise-Ausblick: Singapore, Kanada, Vietnam

Zur lokalen trüben Jahreszeit lohnt sich ein sonniger Ausblick, 3 Blockbuster warten in 2026! Es geht wieder einmal nach Singapore. Im Januar mit Swiss in der Business und First Class, Aircraft ist die Boeing 777-300er. Der Mai läutet dann die vorläufig letzten LH Strecken ein, mit Lufthansa via München im A 350-900 geht es ebenfalls in den Stadt-Staat. Allerdings stehen […]

Review: Candlewood Suites in Augsburg

Die Herausforderung: Aus Salzburg kommend geht es auf der A8 am schönen Chiemsee vorbei Richtung Augsburg. Es gilt für 2 Nächte eine Herberge zu finden die einerseits ein modernes, sauberes Ambiente bietet und gleichzeitig ins Budget passt. Der Workshop im nahegelegenen Zusmarshausen ist von hier aus in nur 15 Minuten mit dem Auto erreichbar. Der Checkin: Funktioniert trotz einer verfrühten […]

Review: Senator Lounge Düsseldorf (DUS)

Der Empfang: Seit einiger Zeit wird dem Vielflieger durch Fremdpersonal die freundliche Begrüßung erteilt. Lufthansa hat aus Kostengründen das eigene Personal abgezogen. Der kleine Unterschied besteht in der unterschiedlichen Uniform und einer gewissen Neutralität der Person. Da ist etwas weniger Verbundenheit zu spüren. Egal, die Vielflieger werden auch darüber hinwegkommen und wer gönnt dem Konzern nicht den vermutlichen zusätzlichen Profit-right? […]

Review: Tenuta Tignanello – Marchese Antinori

Heute findet sich ein roter Tropfen aus Italien im „Lehmann-Glas“. Diese wunderschöne tiefrote, rubinartige dunkle Farbe, ist somit das erste Merkmal was dem Genießer ins Auge springt. Seine Kirchenfenster, welche bei jeder Bewegung im Glas samtig und seicht am Rand verlaufen, sind ein guter Auftakt. Der Jahrgang 2016 wird allgemein als ein sehr guter, ja sogar überragendes Jahr eingestuft. Viele […]

Kategorien